[Vogelsberger Oberwald] Ganz oben auf den Bergen ist es nachts still und menschenleer. Denn niemand wollte einst dort wohnen, wo der Wind über die Kuppen pfeift: Man siedelte früher bewusst im Windschatten. Nun liegen alle Dörfer ein paar Kilometer weiter unten. So ist es möglich, dass man den Oberwald nur mit den Tieren des Waldes teilt, wenn die letzte Fackelwanderung zu Ende ist und alle Tagestouristen wieder nach Hause gefahren sind.
Aber dann kommen die wilden Buben...
Sie vertrauen darauf, dass die nächste Polizeistation weit weg ist und niemand hört, wenn sie ihre Autos und Quads im Schnee beim Driften ausprobieren, bis der Schotter fliegt. Folge: Der Parkplatz auf dem Hoherodskopf, dem touristisch gehypten "Erlebnisberg", ist seit einiger Zeit nachts gesperrt.
Doch da die letzten geheimen "Ecken" u. a. seit der Coroanazeit vom Wildparken in den Waldwegen längst erkundet sind, kann die Gaudi ja nun dort fortgesetzt werden.
Das Forstamt Schotten beklagt in seiner Pressemeldung vom 30. Januar 2023, dass Quad-Fahrer die Wildtiere im Oberwald stören und bittet die Bevölkerung um Unterstützung.
"Der Schnee in den Hochlagen des Vogelsbergs lockt nicht nur Erholung suchende Wanderer und Skilangläufer an. Leider sind vermehrt fragwürdige und verbotene Aktivitäten mit Geländefahrzeugen aller Art festzustellen, die bis in die Waldbestände hineinfahren. Zum einen kommt es dabei zu Beschädigungen, z. B. an den Loipen. Mindestens genauso schlimm sind diese Störungen für die bei Schneelage besonders ruhebedürftigen Wildtiere, die bei der Flucht ihre lebensnotwendigen Energiereserven aufbrauchen. Wildschäden und eine erhöhte Sterblichkeit sind die Folge.
„Es gibt sogar Anzeichen, dass es sich bei diesen Aktivitäten um organisierte illegale Veranstaltungen handelt“ sagt Uwe Prihoda, stellvertretender Forstamtsleiter in Schotten.
Am Sonntag, den 22.01.2023, lud eine Personengruppe ihre auf Hängern und Pritschen mitgeführten Quads in Herchenhain ab und setzte sich damit in Bewegung. Später wurden von Mitarbeitern des Forstamts an etlichen Stellen rund um die Herchenhainer Höhe und den Grebenhainer Berg frische Fahrspuren von Quads bis in die Einstände des Wildes hinein festgestellt.
„Solches Verhalten ist unverantwortlich und ausgesprochen unsozial“ stellt Prihoda fest. „Da an diesem Tag viele Waldbesucher unterwegs waren, muss es auch zum Zusammentreffen mit Wanderern gekommen sein. Entsprechenden Meldungen sind aber bisher nicht eingegangen.“
Es werden Hinweise aus der Bevölkerung erhofft, wenn solche Vorkommnisse festgestellt werden.
Für die Überprüfung und Verfolgung werden Kennzeichen, Datum und Uhrzeit sowie Örtlichkeit benötigt, Fotos sind auch hilfreich. Bei größeren Ansammlungen kann es sinnvoll sein, unmittelbar die Polizei über Notruf zu informieren.
Prihoda weist darauf hin, dass bei der zulässigen Befahrung von Waldwegen zur forstlichen oder jagdlichen Bewirtschaftung die Fahrzeuge entsprechend gekennzeichnet sind und Quads oder Motorräder nur ausgesprochen selten zum Einsatz kommen. „Helfen Sie mit, unseren schönen Vogelsberg als ruhiges Erholungsgebiet und wertvollen Lebensraum zu erhalten“, so sein Fazit.
Kommentar: Nachtrag vom HESSENMAGAZIN.de
Auch wir kennen Leute, denen es egal ist, ob sie Wildtiere in der Natur stören. Ja, sie behaupten sogar, es gäbe sie gar nicht, weil sie ihnen nicht begegnen. Für genau die wünschen wir ein paar mehr Respekt einflößende Wölfe herbei :-)
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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