Gebrauchte Handtaschen - Ausstellung im Vogelsberg (c) Veranstalter
[Vogelsberg] Auserkauft! Annähernd 60 Personen fanden am Samstag, den 21. August 2021, den Weg in die Schmuckschule in Rainrod (Schwalmtal) bei Alsfeld. Es galt, ein weitgehend unerforschtes Terrain zu erkunden: Die Kulturgeschichte der Handtasche. Frei nach Loriot könnte man schlussfolgern: Ein Leben ohne Handtasche ist möglich, aber sinnlos. Die Veranstaltung vom Kulturverein Karuszel-Gebirgskulturen e.V. im Rahmen des Kultursommers Mittelhessen fand großen Zuspruch.
Besucherinnen vor der Schmuckschule (c) Veranstalter
Nur wenige Männer wurden gesichtet. Das kaum bearbeitete Thema ist nun mal primäre Frauenangelegenheit. Nahezu mühelos gelang es den Vogelsberger Initiatorinnen Traudi Schlitt, Helga Weigand, Anne Diesing und Viktoria Wittek Dutzende von Handtaschen für die Ausstellung in mehreren Räumen der Schmuckschule zu organisieren.
So verfügt Schlitt über 40 im aktiven Gebrauch befindliche Handtaschen, Weigand kommt auf über 50, die allesamt "in ihrer Vielfalt von der Zeit sprechen, als sie ein besonderer Blickpunkt waren."
Mit den Taschen kann man "unvorhergesehene Katastrophen meistern" (c) Veranstalter
Umrahmt von über hundert ausgestellter Objekte hielt die Alsfelder Literatin Traudi Schlitt ein sehr aufwendig recherchiertes Referat zum Thema. "Wir begeben uns auf eine Reise in die wunderbare Welt der Handtaschen, eine wahrlich irre Welt, vielschichtig, unerschöpflich grenzenlos".
Als in England die ersten Vorgänger der heutigen Handtasche auftauchten, nannte man die winzigen Beutel die "Unentbehrlichen". Taschen, betont Schlitt, "sind in der Regel stets das Spiegelbild der aktuellen Lebensumstände einer Frau". Man könne den "lebenswichtigen Accessoires" ansehen, ob die Besitzerin eine junge Mutter oder eine Hundebesitzerin sei - Windeln versus Leckerlies.
Die Initiatorinnen Helga Weigand (links) und Traudi Schlitt (c) Veranstalter
Für Traudi Schlitt und Helga Weigand sind Handtaschen "Wundertüten, gar schwarze Löcher, die zahllose Geheimnisse verbergen." Lippenstifte und Füller, Taschentücher und Pfefferminzbonbons , alte Kinokarten und womöglich ein verschwundener Liebesbrief. Wer eine Handtasche nach langer Zeit mal wieder öffnet, wird in eine eigentlich längst vergessene Zeit geführt und an sie erinnert. "Das Leben", sagt Weigand, "ist wie eine Handtasche, niemand weiß so ganz genau, was sich darin befindet und wo die Suche endet."
Frauen, sagt Traudi Schlitt, seien mit dem Inhalt ihrer Handtaschen allzeit bereit "unvorhergesehene Katastrophen zu meistern" und zitiert die amerikanische Kolumnistin Enid Nemy: "Was eine Frau für lebenswichtig hält, bewegt sich in einem ganz anderen Rahmen, in einem viel größeren und kreativeren, als sich dies Männer vorstellen."
Tomani zauberte aus und mit der Handtasche (c) Veranstalter
Abgerundet wurde das Thema durch den Einsatz eines besonders ungewöhnlich Objektes: Die Zaubertasche, aus der der Licher Sozialpädagoge und Zauberer "Tomani" Erstaunliches zu Tage förderte. Handtaschen können eben auch verzaubern.
Können Handtaschen auch "morden"?
Am Sonntag, 10. Oktober 2021, um 18.00 Uhr wird im Museum im Vorwerk in Ulrichstein der bekannten Schriftsteller und Kriminalautor Charly Weller, sich der Frage annehmen. Auch diese Veranstaltung zum Thema Handtasche findet im Rahmen des Kultursommer Mittelhessen statt und wieder stehen Handtaschen im Mittelpunkt.
Quelle: Kulturverein Karuszel-Gebirgskulturen e.V.