[Vogelsberg / Frankfurt] Der Streß nahm eigentich seinen Anfang einst beim Bau der ersten Trinkwasser-Fernleitung Deutschlands vom Vogelsberg nach Frankfurt (1871 bis 1873). Sie wurde vom Kaiser des Deutschen Reichs genehmigt und versorgte die Stadt am Main problemlos fast 100 Jahre lang. Danach begannen die Bauern und Müller im Vogelsberg jedoch gegen die Wasserentnahme zu protestieren. Und zwar, als die Stadt größer wurde und ihre Fördermengen stark erhöhen wollte.
Ende der 1970er / Anfang der 1980er Jahre gingen die Vogelsberger aus diesem Grund mächtig auf die Barrikaden. (Mehr dazu im Stern von 1984 <-KLICK) Trotzdem wurden bis 1985 mehr als 60 Mio. Kubikmeter Grundwasser nach Frankfurt gepumpt. Es kehrte erst wieder Ruhe ein, als in 1990er Jahren das System der umweltschonenden Grundwassergewinnung eingeführt wurde. Mehr dazu: HIER <-KLICK. Heute werden rund 44. Mio. Kubikmeter Wasser pro Jahr gefördert.
Mitglieder verschiedener Organisationen bei der Demonstration am 3.7.2021 (c) HESSENMAGAZIN.de
Der dafür gegründete Verein "Schutzgemeinschaft Vogelsberg" hat allerdings aufgrund von Trockenperioden im Klimawandel nun seit einigen Jahren wieder einen neuen Grund, gegen weiteren Grundwasserraubbau in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet vorzugehen. Der Vogelsberg selbst leidet unter Wassermangel, dennoch will das Rhein-Main-Gebiet eigene Brunnen schließen und für neue Wohngebiete den umliegenden Regionen mehr Wasser abverlangen. Mehr zum Hintergrund: HIER <-KLICK
Menschenreihe in Coronazeiten: Über die Hälfte des Staudamms verteilt (c) HESSENMAGAZIN.de
Da trotz Gutachten, Intervention und einiger Medienberichte sich keine Einsichten für mögliche Änderungen durchsetzen konnten, hat der Landkreis Vogelsberg vor kurzem beschlossen, jetzt eine Studie zu diesen Wasserlieferungen anfertigen zu lassen.
Inzwischen will man mit einem öffentlichen "Wasserlauf" das kostbare Nass symbolisch wieder zurückbringen. Dafür taten sich die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Verein Oberhessen und die Stadt Schotten mit den Naturfreunden Hessen, dem BUND Frankfurt und dem NABU zusammen.
Außer dem Ordner waren keine Zuschauer am Ufer der Talsperre (c) HESSENMAGAZIN.de
Am Samstag den 3. Juli 2021 initiierte man gemeinsam einen "Flashmob" an der Niddatalsperre bei Schotten als Protestveranstaltung und stellte sich medienwirksam auf dem Staudamm auf - von Polizei und Ordnern bewacht, aber von den nicht informierten Ausflüglern (u. a. aus Frankfurt, Offenbach und Hanau) an der Talsperre leider gänzlich unbeachtet...
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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