Naturpark Hoher Vogelsberg: Winterlich verschneite Forellenteiche im Oberwald (c) HESSENMAGAZIN.de
[Vogelsberg] Wie wichtig eine gute Beschilderung im hochgelegenen, unbewohnten Oberwald des Mittelgebirges Vogelsberg ist, wissen nicht nur Freizeit- und Gelegenheitswanderer. Selbst die Hartgesottenen, die bei aufkommendem Nebel garantiert nicht umkehren und sowieso nie zugeben würden, dass man sich auf den bewaldeten Höhen des alten Vulkans verlaufen kann, und sogar echte Kenner der Gegend - Einheimische und Förster - sind dort schon in die Irre gegangen. An vielen Stellen des vor Jahrzehnten akkurat aufgeforsteten Waldes steht wenig Markantes. Deswegen gleicht ein Forstweg oft dem anderen - zudem ist das Funknetz noch nicht flächendeckend ausgebaut.
Hoherodskopf im Nebel: Faszinierendes Licht (c) HESSENMAGAZIN.de
Hinzu kommt, dass der Hausberg der Vogelsberger, der Hoherodskopf, an vielen Tagen eine Art "Wolkenmütze" auf hat. Sein Gipfel und die umliegenden Höhen werden dann von Nebelschwaden umhüllt. Dadurch ist die Weitsicht erheblich eingeschränkt, und die Orientierung fällt zusätzlich schwer. Wohl dem, der dann ein GPS-Gerät dabei hat und damit umzugehen weiß.
Nun haben die alten, geschnitzten Schilder bald ausgedient
Für ihre gedruckten Insider-Tipps, aus der Buchreihe VulTOUR <-KLICK, hat Brigitta Möllermann, die jahrelang selbst im Vogelsberg lebte, über Monate hinweg im Naturpark Hoher Vogelsberg recherchiert. Viele der Wege mussten zu Fuß erkundet werden, manchmal gab es nur einen Hinweis für die grobe Richtung. Und hin und wieder war ein Führer dabei. Als Autorin erzählt sie in drei Büchern aus dieser geografischen Region mitten in Deutschland, in der noch eine recht ursprüngliche Natur dominiert. Bei ihren vielen Fototouren, die abends im stillen Oberwald endeten, lernte sie, Respekt vor der Natur zu haben.
"Wenn Bäume sprechen könnten, hätte der Oberwald im Vogelsberg viel von vergangenen Zeiten zu berichten. Einem aufmerksamen Beobachter wird hier oben einiges ungewöhnlich vorkommen. Früher bot diese Gegend reichlich Holz und Torf sowie abwärts fließendes Wasser. Das konnte man gut brauchen. Aber niemand wollte dort wohnen, wo der Wind aus allen Richtungen heranpfeift, plötzlich aufkommender Nebel die Sicht versperren kann und die Böden der Kuppen besonders steinig sind. Noch immer ist die Abgeschiedenheit der unbesiedelten Höhen im Vogelsberg spürbar. Ein Gefühl der Erhabenheit erfasst einen zwischen den Bäumen, gepaart mit leichtem Schauder, verloren zu gehen. Es ist bezeichnend, wie oft der Fuß des Vogelsberges erwähnt wird. Vom seinem Kopf spricht selten jemand. Der versteckt sich an manchen Tagen in den Wolken, wenn tief über Oberwald eine Wolkenmütze hängt.
Inversionswetterlage im Vogelsberg: Blick vom Breungeshainer Hang am Hoherodskopf in Richtung Westen (c) HESSENMAGAZIN.de
Jedoch, wenn umgekehrt Hochnebel die Gegend unterhalb von 500-600 Höhenmetern verschleiert, hat man an einigen Stellen einen Blick wie aus dem Flugzeug: Über endlose, von der Sonne beschienene Wolkenfelder sieht man nur Rotoren von Windmühlen herausragen. Als es diese noch nicht gab, mag so mancher befürchtet haben, vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein. Die Erde war den Blicken entzogen. Eventuell ließ die Magie der einsamen Höhen geschehen, was in tiefer gelegenen Dörfern nicht möglich war. Bonifatius soll im Vogelsberg von einer Naturkanzel gepredigt und Heiden getauft haben. Wilde Frauen trieben überall ihr Unwesen, und sogar den Teufel will man beim Karten spielen im Wald getroffen haben. Vieles davon werden die alten Leute im Vogelsberg berichten. Vielleicht können sie uns auch verraten, warum oben in der Breungeshainer Heide die Bäche in zwei verschiedene Himmelsrichtungen davonplätschern."
Quelle: Brigitta Möllermann, www.HESSENMAGAZIN.de
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