Rundgang beim Bergmähwiesenfest im Vogelsberg mit Partnern und Gästen (c) Andreas-Bender.de
[Vogelsberg] Das Amt für den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises hatte am Sonntag, den 12.06.2016, von 11 bis 17 Uhr in die Lüderaue bei Grebenhain-Crainfeld zum Bergmähwiesenfest eingeladen. Ein umfangreiches Programm zu der besonderen zu Flora und Fauna war für diesen Tag vorbereitet worden. Bei verschiedenen Führungen und auf einem Rundweg durch die Bergmähwiese wurden auch selten gewordene Nutztiere, wie das Vogelsberger Höhenvieh, Schaf- und Ziegenrassen sowie Wasserbüffel präsentiert.
Die Veranstalter hatten für die Besucher am Rundweg eine ausführliche Beschilderung mit vielen Informationen angebracht (c) HESSENMAGAZIN.de
Rind- und Schafhalter, Imker, Arnika-Experten, Heckenpfleger und andere Vogelsberger gaben an den einzelnen Stationen Informationen und machten auf die besonderen Facetten der Kulturlandschaft aufmerksam. Dazu wurde Heckenpflege mit Großtechnik gezeigt. Weitere Akteure des Festes waren das Amt für Bodenmanagement, der Naturschutzbund (NABU), das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg sowie die Universität Marburg mit einem Arnikaprojekt.
Für Kinder gab es die obligatorische Hüpfburg als Variante 'Toben im Heu' (c) HESSENMAGAZIN.de
Ziel der Veranstaltung war es, den Lebensraum Bergmähwiese als Bestandteil der Vogelsberger Kulturlandschaft bekannter zu machen und durch eine sinnvolle Bewirtschaftung für die Zukunft zu bewahren. Die gezeigten Wiesen gehören zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 samt einem Projekt zum Schutz der bodenbrütenden Vögel.
Ausguck: Wiesenbrüter auf einer Sitzstange (c) HESSENMAGAZIN.de
Die Bergmähwiesen haben in Bezug auf Artenschutz und Biodiversität eine nationale Bedeutung. Im Vogelsberg gibt es ca. 1.000 Hektar davon. Zuständig für Pflege und Erhalt sowie die Offenland-FFH-Gebietsbetreuung ist das Amt für den ländlichen Raum und Daseinsvorsorge, Abteilung Landschaftspflege und Naturschutz.
Am Nachmittag kam die Sonne raus: Grebenhain-Crainfeld mit seinem prägnanten Kirchturm (c) HESSENMAGAZIN.de
Wichtig wäre es, Informationen darüber "bürgernah" zu kommunizieren und dadurch ein Bewusstsein für die Zusammenhänge sowie die Bedeutung der Schutzziele zu fördern, sagte der Landrat in seiner Eröffnungsrede. Damit verbunden ist auch die Tierhaltung mit Bienen, Schafen und Rindern. Wünschenswert wäre weiterhin eine Verknüpfung von Tourismus, Wirtschaftsförderung, Landwirtschaft und Naturschutz mit den Natura 2000-Maßgaben.
Hot Spot der Artenvielfalt - Signalwirkung für andere Regionen
Talkrunde mit dem Vogelsberger Landrat Manfred Görig, 2.v.r. (c) Andreas-Bender.de
Die Fördermaßnahmen des Landes Hessen allein reichen nicht aus, um diesen wertvollen Bestandteil der Vogelsberger Kulturlandschaft dauerhaft zu sichern. Deshalb hat sich der Landkreis entschlossen, gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsinitiative „Nähe ist gut“ neue Wege zu gehen. Deren Beteiligung wird in Zukunft den Naturschutz fördern und der Region gleichzeitig wirtschaftliche Impulse geben.
Das Informieren der Öffentlichkeit mittels moderner Medien spielt dabei eine wichtige Rolle sowie auch für die Vermarktung landwirtschaftlicher und anderer Produkte, die aus diesem einzigartigen Naturraum stammen. Landrat Görig freut es, mit der Nachhaltigkeitsinitiative einen starken Partner zur Unterstützung des Vogelsbergs gefunden zu haben.
Im Visier haben die Kooperationspartner zudem die Verbesserung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Bewirtschafter der Bergmähwiesen. Damit letztere mittel- und langfristig gepflegt werden können, soll eine finanzielle Förderung u. a. durch ein Bergmähwiesen-Gewinnspiel in den REWE-Märkten sowie auf der Website generiert werden.
Weiterhin ist geplant, zusammen mit dem Amt für die ländliche Entwicklung und Daseinsvorsorge des Vogelbergkreises nach und nach Infotafeln / Stelen im Vogelsberg an verschiedenen Bergmähwiesen zu errichten. Dadurch werden Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer über ihre besonderen Merkmale direkt vor Ort informiert.
Gut zu wissen
Partner an der neuen Stele am Radweg "Steigerwald-Tour" (c) Andreas-Bender.de
„Nähe ist gut“ ist eine Nachhaltigkeitsinitiative der vier hessischen Unternehmen Schwälbchen, Hassia, REWE und Licher, die sich für ökologisch, sozial und wirtschaftlich relevante Themen in Hessen einsetzt. Sie wird sich für den Erhalt der Bergmähwiesen im Vogelsberg engagieren. Das Ziel ist es, Menschen und Natur in der Region zu unterstützen.
Seit der Gründung in 2010 wurden bereits 16 Aktionen in den Bereichen Natur und Soziales mit wechselnden Schwerpunkten durchgeführt, z. B. „100 helfende Helden gesucht“ oder „Schätze der Natur schützen“. Bei allen Projekten wurden einzelne Personen oder Institutionen für besondere Leistungen ausgezeichnet und finanziell unterstützt.
Ab jetzt sollen Informationsveranstaltungen in Supermärkten, gezielte Pressearbeit, eine neue Internetseite plus Informationsstelen an Bergmähwiesen vor Ort mit QR-Code und dazu Social Media-Aktivitäten ein öffentliches Bewusstsein für den hohen Wert der bestandsgefährdeten Bergmähwiesen im Vogelsberg schaffen.
Traditionelle Heuwiese: Die Bergmähwiese - Grünlandfläche mit einer großen Anzahl von blühenden Kräutern und Gräsern (c) HESSENMAGAZIN.de
Die Bergmähwiese ist ein prägender Bestandteil der Kulturlandschaft der Höhenlagen des Vogelsberges, die durch regelmäßiges Mähen und Beweidung entstanden ist. Die lebensraumtypische Artenvielfalt ist während der Hauptblüte ab Juni auch für Laien sichtbar.
Neu aufgestellte Infostele Bergmähwiese neben dem asphaltierten Radweg (c) HESSENMAGAZIN.de
Der Radweg "Steigerwald-Tour" führt als Themenradweg 30 Kilometer ab Heisters durch das Tal der Lüder über Crainfeld, Ilbeshausen und Herbstein nach Blankenau - Karte: HIER <-KLICK. Kurz vor Crainfeld wird demnächst neben der Informationsstele eine Schutzhütte errichtet. Der Standort enthält einen QR-Code, der ins Internet auf die Seite www.bergmaehwiesen.de leitet, wo weitere Informationen sowie GPS-Daten anderer Stelen in der Region zu finden sind.
Informationstafel in der Lüderaue: Wiesenbrüterprojekt Grebenhain (c) HESSENMAGAZIN.de
Das Wiesenbrüterprojekt im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000: Auf 45 Hektar wird zugunsten eines bedeutenden nationalen Bestandes an Vögeln das Land bei Crainfeld extensiv bewirtschaftet. Dadurch wird langfristig eine Aufwertung der Lüderaue und des Waaggrabens erreicht. Beteiligt an diesem Projekt sind das Hessische Amt für Bodenmanagement, die Obere sowie Untere Naturschutzbehörde, das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg, der NABU und die Gemeinde Grebenhain.
Quelle Text: Amt für den ländlichen Raum und Daseinsvorsorge des Vogelsbergkreises, Ergänzungen von Brigitta Möllermann
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