Stop in Lauterbach: Anja aus dem Wallis (CH), Brian aus Hamburg, Peter aus Gedern und Robert aus Tauber-Bischhofsheim (BW) (c) HESSENMAGAZIN.de
[Vogelsberg] Es gibt sie tatsächlich noch, die jungen Leute mit einem Gesellenbrief in der Tasche, die drei Jahre lang plus mindestens einen Tag fern der Heimat unterwegs sind. Ihrem Zuhause müssen sie dabei aus dem Weg gehen. Weitere Bedingungen sind: Sie dürfen weder Kinder noch Schulden haben und sollen noch nicht 30 Jahre alt sein. Geschlecht und Nationalität spielen für eine Wanderschaft keine Rolle, und ausschließlich "vom Bau" muss man / frau auch nicht mehr unbedingt sein.
Die Gesellen - u. a. auch Goldschmiede, Bootsbauer, Köche, Bäcker, Schneider, Gärtner, Hutmacher, Kirchenmaler, Schlosser oder Buchbinder und Steinmetze - tragen unterwegs ihre typische Kluft. Anja aus der Schweiz, die schon einmal zwei Monate in Schotten gearbeitet hat, ist als Landwirtin zum Beispiel in hellbrauner Kleidung unterwegs. Brian und Robert sind als Zimmermann bzw. Zimmerer mit Westen und Jacketts mit hellen Dopppelknopfreihen sowie schwarzen Schlaghosen bekleidet.
Peter, der Schreiner, hat als einziger eine rot-blaue Schärpe umgebunden als Zeichen dafür, dass seine Walz beendet ist. Am nächsten Tag will er bei den Eltern zurück sein. Auf die Frage, was er dann macht, lautete seine Antwort: "Ankommen!" Für ihn ist nun die Zeit des Umherziehens und Trampens erst einmal vorbei.
Wir (Leo und seine Chefin) hatten das Glück, die vier Reisegesellen in Ulrichstein nach ihrem Besuch beim Bürgermeister einladen zu können, im VW-Redaktionsbus mitzufahren bis nach Lauterbach. Mit ihrer "Zuladung samt Gepäckbündeln und Wanderstöcken" hatte der Van eine besondere Straßenlage - recht tief :-)
Unterwegs ließen wir uns ein paar kurze Storys erzählen: Was man so erlebt... wie man vorankommt, manchmal auch alleine und grundsätzlich ohne Handy. Dass man auch mal draußen übernachtet, ein polnischer LKW-Fahrer einen von ihnen als lustigen "Kobold" ansah, und man heute Morgen tatsächlich in einem Aufzug steckengeblieben war.
Wir hätten gerne noch mehr gehört von den Jobs, die sie bei Firmen maximal für 3 Monate annehmen dürfen... und der Kunst, mit wenig Geld auszukommen, wie oder ob man seine Reisen plant. Doch auf eine Verabredung wollte bzw. konnte sich keine/r von ihnen einlassen.
Schade... *seufz*