Ein Deutschlandfähnchen steckt im herzförmigen Moos des Baumes (c) HESSENMAGAZIN.de
[Vogelsberg] Inspiriert durch den Kalenderwettbewerb der Hessen Agentur könnten wir unseren eigenen Slogan: "Der Vogelsberg ist Kult" noch einmal überdenken. So, wie vor einigen Jahren, als der letzte Landrat Görig im Rahmen seiner Imagekampagne die Bevölkerung dazu aufrief, wird nach noch einmal dem TYPISCHEN für die Region geschaut.
Im August 2018 war damals das Ergebnis komplett und floss in die neue Internetseite www.vogelsberg.de mit ein, die sich seither kaum verändert hat. Der Landrat bekam ein bedrucktes T-Shirt geschenkt mit einem der fünf Gewinnersprüche: "Der Vulkan schläft. Wir nicht." Alle anderen wurden mit Präsenten und herzlichem Dank bedacht.
Mittelgebirgswetter mit Überraschungseffekten (c) HESSENMAGAZIN.de
Es hatten sich 160 Einwohner beteiligt von insgesamt rund 106.000 im kompletten Landkreis. Zieht man davon unmündige Kinder, Altenheimbewohner ohne Computer und pubertierende Desinteressierte ab, sind das trotzdem recht wenige, die genug "Heimatliebe und regionales Selbstbewusstsein" zeigten.
(So ist das wohl mit diesen verkopften Marketingprojekten, die gehen den meisten Leuten am .x. vorbei :-)
Tja, was macht denn nun den Vogelsberg aus?
- Der Vogelsberg ist ein Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs, an dem mehrere Landkreise Anteil haben.
- Der gleichnamige Landkreis belegt den größten Teil. Energiemotor sind die vielen Vereine und ihre Aktionen.
- Das Wetter ist durch die Höhenlagen oft anders als anderswo, der Himmel spannt sich auffällig hell, weit und offen über die Hügel.
- Die ganze Gegend ist dünn besiedelt, es gibt nur vereinzelt kleine Städte und (zu) wenige Tankstellen, dafür aber immer einen Parkplatz.
- Für Leute mit Platzbedarf und Ruhebedürfnis ist das ideal.
- Die Nutzung des Navis ist wegen der vielen Straßenbauarbeiten grenzwertig. Eine Landkarte dabei zu haben ist deshalb hilfreich.
- Nicht jeder Einwohner bewirtschaftet einen Kartoffelacker. Doch viele haben noch den alten Trecker von Opa in der Garage, der funktioniert.
- Essen und Trinken bekommt man nicht an jeder "Ecke", auch Kioske und Wasserhäuschen sucht man vergebens.
- Ruhebänke an Wanderwegen sind rar bis nicht vorhanden, Rastplätze an den kleinen Landstraßen ebenfalls.
- Unterwegs im Outback ist es oft so still, dass man nur noch Vögel zwitschern und Windrauschen hört.
- Hier kann man durchatmen, die Luft noch gut und frisch.
Alter und neuer Schilderwald am Rundwanderweg H (c) HESSENMAGAZIN.de
Thema Tourismus plus Gast- und Kundenfreundlichkeit:
- Vielen Anbietern sind leider ihre eigenen Mittgspausen und Abende heilig.
- Für ein versprengtes Grüppchen Wanderer hält oft nicht einmal der Bus auf der letzten Tour noch an.
- Wie das mit den Rufbussen, Linenbussen oder ALT bzw. AST funktioniert, wissen nur Eingeweihte.
- Dass der "Vulkanexpress" mit kostenlosen Radtransport nicht täglich und nicht das ganze Jahr hindurch fährt, hat sich jedoch rumgesprochen.
- Feste gibt es oft - auch in den kleinen Dörfern. Die enden in der Regel am Biertisch, während der obligatorische Bratwurststand schon längst geschlossen hat.
- Im Winter reduziert sich die Anzahl der Parkplätze, weil nicht überall der Schnee weggeräumt wird.
- Der Hinweis: "Hier werden abends die Bürgersteige hochgeklappt." könnte aus dieser Region stammen :-)
Schottenring - Tourist macht ungefragt Fotos von vorbeifahrenden Autos (c) HESSENMAGAZIN.de
Fazit: Diese Gegend ist vielseitig und erklärt sich nicht von selbst. Jeder Fremde, der herkommt, muss lernen, wie es hier läuft, um seine eigenen Erfahrungen zu machen. Hochgejubelt aufgrund der "wunderbaren, einmaligen Natur" trifft den Kern dieses Mittelgebirges nicht... wirklich.
Auswärtige kommen gerne zum Wandern hierher. Manche auch, um Dinge zu tun, für die sie anderswo angeraunzt würden. Dieser Offenbacher (laut KFZ-Zeichen) lichtete z. B. vom Parkplatz Ludwigsquelle am alten Schottenring aus vorbeifahrende Autos ab, wohl in der Überzeugung: "Hier ist doch niemand, der sich darüber beschweren könnte."
Noch Fragen?
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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