[Ulrichstein] Die Ständerhalle im Vorwerkmuseum war am Samstag, den 15. Juni 2024, vollbesetzt, als Claus Schwing von der "Filmfabrik Kölzenhain" wieder einmal zur Vorführung eines seiner ganz besonderen Filme eingeladen hatte. Diesmal als geförderte Disziplin des Mittelhessischen Kultursommers - passend zum jährlichen Motto: "Wir bringen Kultur ins Land - abseits des Mainstreams an den schönsten Orten der Region." Schwings multimediale Exkursion zeigte sich dann auch als unerwartete obskure Reise in eine bisher verborgene Vogelsberger Schattenwelt. Dunkle Gestalten dominierten seine schaurig schöne Präsentation: Dämonen und Geistwesen aus heimischen Schlössern, Burgen und von Friedhöfen. Doch er versicherte seinem geneigtem Publikum, dass es keine Angst haben müsse: "Ich bin ja bei Euch."
Claus Schwing zeigt seine filmischen Ergebnisse als Geisterjäger (c) HESSENMAGAZIN.de
In seiner Einführung ging Schwing zuerst auf die Unterschiede in der Welt der übersinnlichen Wesen ein. Von Dämonen als Handlanger des Teufels über Poltergeister, Untote, Vampire und Geistwesen wie die körperlose Weiße Frau bis hin zu manchen Querdenkern als heutige Spukgestalten: "In der Postmodernen Gesellschaft haben Esoterik, Querdenkertum und eine unüberschaubare Vielzahl und Vielfalt von sogenannten 'alternativen Wahrheitsansprüchen' den alten Aberglauben ergänzt oder abgelöst."
Hexen und Co.: Es gibt nichts, wovor man sich nicht fürchten kann
Erstaunlicherweise hatten seine Recherchen zudem ergeben, dass manches bis heute noch nachwirkt: "Die Angst, dass böse Mächte vom Menschen Besitz ergreifen und seine Seele verderben könnten, war im christlichen Glauben des Mittelalters tief verwurzelt. So wird der Ruf nach dem Exorzismus laut. Nicht nur in Sekten spielt er eine Rolle. In Italien suchen schätzungsweise eine halbe Million Menschen jährlich die Hilfe eines Teufelsaustreibers. Und im polnischen Kattowitz gründete die katholische Kirche 2019 ein Ausbildungszentrum für Exorzisten. Papst Franziskus bezeichnet ihren Einsatz als unverzichtbar. Wir gehen im Film darauf ein."
Aberglaube: Seit dem 16. Jahrhundert ein Kampfbegriff des Klerus gegen abweichenden Glauben und Ketzertum
"Eine Unterscheidung zwischen der katholischen Lehre und dem Aberglaube ist fließend und gilt als nicht abgrenzbar", trug er weiter vor und setzte hinzu: "Eine milde Form des Aberglaubens ist die uns allen bekannte Astrologie, die im Mittelalter und darüber hinaus im Rang einer Wissenschaft stand, gleichberechtigt mit den Naturwissenschaften."
Claus Schwing in seinem Element: Storytelling über den Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de
Am Ende amüsierte er die Zuhörer mit Auszügen aus "Deutsche Mythologie" von Jacob Grimm, der 1835 insgesamt 1142 Sprüche auflistete, die dem Aberglauben zugeordnet sind. Und trotz der virtuell Anwesenden wie Satan, Beelzebub und Konsorten wünschte (augenzwinkernd) ein "fröhliches Gruseln" zum Start seines rund einstündigen Films.
Drei Jahre hatte Schwing sich als "Vogelsberger Geisterjäger" betätigt, um zu belegen, dass Geistwesen längst nicht ausgestorben sind und man hierzulande "auf eine so nicht erwartete umfangreiche Gespenster-Mischpoke trifft."
Auch im Alltag bewies er, waren sie anzutreffen, wie z. B. in den nächtlichen "Dämonen-Umzügen" in Herbstein, wo maskierte Fußgruppen in der Faschingszeit traditionell einen Nachtumzug als "Maskensprung" durch die Altstadt gestalten. Mit dabei die "Strohbären“ und lautstarke Guggemusiker - in Anlehnung an die alemannische Fastnacht bzw. alte tiroler Bräuche zur Winteraustreibung.
Hinweis: Der nächste Maskenspung findet am 1. und 2. Februar 2025 statt - www.fv-herbstein.de/maskensprung-2019-1/
Dr. Röder trug Spannendes vor zum Thema (c) HESSENMAGAZIN.de
Dr. Friedhelm Röder vom Kulturverein Karuszel refererierte anschließend an die Filmvorführung noch einige Minuten live über den alten und modernen Aberglauben. Als medizinischer Psychiater prädestiniert für dieses Thema, zeigte er allerdings hierbei seine komödiantische Seite - sehr zum Wohlgefallen des begeisteren Publikums :-)
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Links: Zuschauer- Rechts: Hjalmar Kause ludt zum nächsten Event ein in die Alte Molkerei in Ulrichstein (c) HESSENMAGAZIN.de
Fazit: Alles in allem war es erneut eine erfolgreiche und unterhaltsame Veranstaltung - u. a. auch aufgrund der sehr gastfreundlichen und professionellen Organisation des Museumsteams unter der Leitung von Susanne Duetzer-Zejewski - www.museum-im-vorwerk.de.
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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