Screenshot Bilder (c) KligK flickr
[Kassel] Am Sonntag, den 4. August 2024, floss plötzlch im Bergpark Kassel grünes Wasser die Kaskaden hinunter. Die Hessenschau berichtete über diese Protestaktion gegen den Kasseler Salzhersteller K+S: Örtliche Klimaaktivisten wollten die Öffentlichkeit unangemeldet überraschen und auf die hohen Salzeinleitungen in die Werra aufmerksam machen.
Selbstverständlich wurde die Polizei alarmiert und die Gefährdung der Weltkulturerbestätte vom Kulturminister scharf verurteilt - siehe: www.hessenschau.de/gesellschaft/protest-gegen-ks-klimaaktivisten-faerben-wasser-im-bergpark-wilhelmshoehe-gruen--v3,protest-kassel-wilhelmshoehe-gruenes-wasser-100.html
Zwei Tage später melden sich die Verursacher zu Wort.
In ihrem Pressestatement vom 6.8.2024 erklärt Luna Garzón, Pressesprecherin von Klimagerechtigkeit Kassel:
"Gute Kunst verkörpert eine politische Botschaft. Wir hoffen, dass wir aufrütteln können, dass mit der Werra nicht Ähnliches passiert wie vorletztes Jahr in der Oder. Das massive Fischsterben dort lässt sich klar auf die Salz-Verseuchung zurückführen, die zur Blüte der Goldalgen geführt hat. Ein solches massenhaftes Fischsterben könnte jederzeit auch in der Werra geschehen, da die aktuellen Salz-Grenzwerte in der Werra mit 1.700 Milligramm/Liter Chlorid um den Faktor fünf höher liegen als die tödliche Salz-Belastung in der Oder damals von rund 300 Milligramm / Liter. Es ist reines Glück, dass die Goldalge noch nicht in die Werra eingeschleppt wurde. Die Salz-Grenzwerte sind auf Druck von K+S einfach viel zu hoch gesetzt worden: Durch den Salzgiganten ist die Werra eben kein lebensspendender Süßwasserfluss mehr, sondern eine salzige Industrie-Bracke. Das zu stoppen wäre Aufgabe der Weser-Ministerkonferenz, die sich eigentlich diesen Herbst zur drastischen Senkung der Grenzwerte treffen sollte. Leider lässt auch der hessische Landesumweltminister Jung da noch auf sich warten.
Die grünen Wasserspiele stehen in Tradition von documenta-Künstler Joseph Beuys
1981 hat er zusammen mit dem argentinischen Künstler Uriburu den Rhein in Protest gegen Wasserverschmutzung mit dem gleichen Farbstoff grün gefärbt. Wir finden es höchst bedenklich, dass jetzt eine ganz ähnliche, kreative Kunstaktion vom hessischen Kunstminister Timon Gremmels (SPD) als "Angriff" gewertet wird. Teils werden beim St. Patricks Day auch ganze Flüsse damit gefärbt. Auch Wasserwerke nutzen den Farbstoff, um Lecks in Trinkwasserrohren zu finden. Der ungefährliche Stoff besteht ausschließlich aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und etwas Natrium und baut sich unter UV-Strahlung innerhalb einiger Tage vollständig ab. Wir verstehen den Schock, den die grünen Wasserspiele bei vielen ausgelöst haben - wir können aber versichern, dass das Weltkulturerbe in keinster Weise beschädigt wird. Im Gegenteil freuen wir uns über die zusätzliche Bekanntheit für das Wahrzeichen unserer Stadt Kassel.
Der Salzkonzern K+S verweist in seinem Statement scheinheilig darauf, dass aus der Werra und Weser doch gar kein Trinkwasser gefördert würde. Doch genau das liegt ja am Salzmüll in diesen Flüssen - die lokalen Wasserwerke, die immer mehr von Dürre geplagte Landwirtschaft und die von Hitzesommern bedrückten Anwohner*innen würden liebend gern das Wasser der Weserufer als Trinkwasser nutzen. Damit die Salzeinleitung in Zeiten zunehmender Wasserknappheit endlich gestoppt wird, müssen wir K+S endlich unter gesellschaftliche Kontrolle bringen. Denn es sollte klar sein: Keine Milliarden-Profite mit unserem Trinkwasser!
Farbe im Fluss: www.wlz-online.de/kino-tv/kuenstler-faerbt-weser-gruen-5453577.html <-KLICK
Quelle Zusammensstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de