Anlegestelle am Main: Kein Schiff wird kommen (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hessen - Deutschland] So etwas war noch nie da: Die Kanzlerin reist in DEUTSCHE Katastrophengebiete. Jetzt haben wir den Salat! Pardon, das Hochwasser - und alle heulen. Als hätte man es nicht wissen können... Doch wie üblich hat man die Augen verschlossen, den Kopf in den Ufersand von 2002 gesteckt und gehofft, dass die Natur nicht wieder "zurückschlagt". Obwohl deren Schützer schon seit langem davor warnen, Bäche und Flüsse nicht einzuzwängen und die Erde nicht zuzupflastern.
Wie am Meer: Das Ruderhaus mit beliebtem Restaurant 'Mainblick' (c) HESSENMAGAZIN.de
Die Regenwolken am Himmel verziehen sich, die ersten Sommertage bringen Wärme, und beinahe hätte man sich freuen können. Doch diejenigen, deren Haus und Hof mit schlammigem Wasser vollgelaufen ist, sind stinksauer.
Ideale Flachwasserzone zum Gründeln für Enten: Überschwemmte Uferwiese (c) HESSENMAGAZIN.de
Die Nachrichtenmedien zählen wie üblich Opfer, nennen Pegelstände, während der Bund eifrig Unterstützung zusagt. Wikipedia zeigt sich schlau wie immer: "Hochwasser wird der Zustand bei Gewässern genannt, bei dem der Wasserstand deutlich über dem normalen Pegelstand liegt."
Links: Der Hund findet den neuen kleinen Teich am Ufer lustig - Rechts: Gänse wundern sich über den (ferngesteuerten) Paddler (c) HESSENMAGAZIN.de
Manche aber bringen es richtig auf den Punkt: Das gefürchtete Hochwasser wäre nur ein zeitlich beschränktes "Breitwasser", wenn es auf flachen Uferzonen auslaufen könnte und Bäche bzw. Flüsse nicht von uns begradigt und eingemauert worden wären. Dadurch nehmen sie bei Dauerregen rasante Fließgeschwindigkeiten auf.
Entsiegelung von Flächen ist das zweite Zauberwort: Regenwasser, das wegen des inzwischen längst begonnen Klimawandels immer öfter sturzbachartig vom Himmel rauscht, kann nirgends mehr richtig abfließen. Würden wir jedoch auf unsere sauberen Parkplätze verzichten und mit Gummistiefeln zum Büro oder zum Einkaufen gehen, könnte sich da etwas ändern.
Im Mai 2005 trat das Hochwasserschutzgesetz des Bundes in Kraft
Das Umweltbundesamt monierte im Jahr 2006, wir würden "Werte in Gebieten anhäufen, die ehemals Flüssen zur Verfügung standen. Trifft ein Hochwasser auf diese Siedlungen oder Industriegebiete, so kann es sehr hohe Schäden verursachen. Im August 2005 gab mehrere Millionen Euro Schäden im Süden Deutschlands durch Hochwasser."
Da man nun nicht alles gleich wieder abreißen kann, gab es ein neues Gesetz gegen das Hochwasser. Hm... Das geht gar nicht, die Natur ist ja ungehörig und lässt sich nichts verbieten. Also verpflichtet man zuerst die Länder, das Gesetz zu übernehmen und dann darauf zu achten, dass die Bürger (wer sonst) die "Rahmenbedingungen für Vorsorgemaßnahmen"... eine "Pflichtversicherung für Elementarschäden". Autsch!
Nun wird uns noch eingehämmert, Hochwasser wäre ein natürliches Ereignis, das Schäden anrichtet, wenn es auf menschliche Siedlungen trifft - vor allem, wenn es dort Ölheizungen und Asphaltflächen ohne genügend Abläufe gibt.
Äh, wie?
Selbst nachlesen: HIER <-KLICK.
Der BUND zur Jahrhundertflut: Hochwasserschutz an der Elbe weiter mangelhaft
Für den dramatisch angestiegenen Hochwasserpegel an der Elbe macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auch Versäumnisse bei der Ausweisung von Überflutungsflächen verantwortlich. Die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) habe schon vor mehr als zehn Jahren Flächen mit einer Gesamtgröße von 35.000 Hektar identifiziert, die zur Wasserrückhaltung und für neue Auen zur Verfügung gestellt werden könnten. Davon würden heute nur zwei Prozent auch tatsächlich für diese Zwecke genutzt.
„Nach der Jahrhundertflut 2002 hat die damalige Bundesregierung versprochen, den Flüssen mehr Raum zu geben. Seitdem wurden große Summen vor allem in technische Maßnahmen zum Hochwasserschutz investiert. Es ist an der Zeit, endlich neue Projekte für zusätzliche Überschwemmungsflächen an der Elbe, für neue Auen und für die Rückverlegung von Deichen in Angriff zu nehmen“, forderte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
An der Elbe würden außerdem nicht notwendige Baumaßnahmen zur angeblichen Verbesserung der Schiffbarkeit durchgeführt. Wegen der abnehmenden Bedeutung des Flusses für die Güterschifffahrt lohne sich dies nicht, sagte Weiger. „Für überflüssige Baumaßnahmen an der Elbe werden jährlich viele Millionen Euro ausgegeben. Dieses Geld wäre für ökologische Hochwasserschutzmaßnahmen sehr viel besser eingesetzt“, so der BUND-Vorsitzende.
Mitverantwortlich für die dramatischen Folgen des Hochwassers seien auch jene Bundesländer, die das Hochwasserschutzgesetz aufgeweicht hätten. Ein generelles Bauverbot in Flussauen und klare Vorgaben für die Landwirtschaft entlang der Flüsse seien so unmöglich gemacht worden.
„Um Landwirtschaft zu betreiben, werden Flächen oft über Gräben oder Drainagen entwässert und die Niederschläge den Flüssen zugeleitet. Auf diese Weise verlieren Wiesen, Wälder, Sümpfe und Moore mehr und mehr ihre frühere Schwammfunktion. Das gilt entlang der Elbe, aber auch für viele andere Bäche und Flüsse in Deutschland“, sagte Weiger.
Hochwasserschutz dürfe nicht darauf reduziert werden, Stauanlagen zu bauen oder Deiche zu erhöhen. Dies suggeriere den Anwohnern zwar mehr Sicherheit, verschärfe aber die Gefahr stärkerer Flutwellen am Unterlauf der Flüsse. „Allen Beteiligten muss es darum gehen, das natürliche Schutzpotential von Flusseinzugsgebieten zu erkennen, wiederherzustellen und zu sichern“, sagte der BUND-Vorsitzende.
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