Wortlos war einmal: Eine von Menschen gemachte Flut

Freitag, den 25. November 2016 um 08:09 Uhr Gut zu wissen - Dossier: Sprache und Verstand
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Symbol - auch ohne Worte zu verstehen (c) HESSENMAGAZIN.de[Hessen - Welt] Es gab eine Zeit, da glaubte man, die nächste Sintflut (eine sagenhafte von Gott veranlasste Flutkatastrophe zur Vernichtung der Menschen...) würde nicht mit Wasser sondern mit Papier stattfinden. Alles wurde in Worte gefasst, mit mehreren Durchschlägen gedruckt oder kopiert und dann abheftet. Heute muss man allerdings befürchten, in einem Meer von Worten unterzugehen - "zugequatscht" zu werden. Dabei gibt weniger etwas "auf die Ohren" als ständig zu lesen: Alle paar Minuten auf dem Smartphone oder in Internetblogs, bei Facebook, in Meldungen an die Presse sowie auf vielen Homepages in oft endlosen Geschichten "Über uns".

Sogar Wikipedia ist längst kein einfaches Nachschlagewerk mehr. Es ist zu einem fast grenzenlosen "Wortreich" im Internet mutiert: Will man etwas nachschauen, muss man sich teilweise durch viel zu viele Absätze hindurch hangeln. Allein zu dem Begriff "Enzyklopädie" <-KLICK sind -zig DIN-A4-Seiten von eifrigen Autoren verfasst worden.

Der "Urvater", das Lexikon, eine alphabetisch geordnete Sammlung von bekannten Wörtern mit kurzer Erklärung, existiert seit dem 18. Jahrhundert. Die bekanntesten darunter sind der große und kleine Brockhaus <-KLICK, Herders Conversations-Lexikon und Meyers Konversations-Lexikon <- KLICK. Sie wurden immer wieder erweitert, der modernen Sprache angepasst und mit weiteren Bänden vervollständigt, bis jeder zu Hause eine ganze Wand voller ledergebundener Bücher besaß: HIER <-KLICK.

Das weltweite WEB - Computernetz hat diese Schwergewichte verdrängt und bietet auf allen möglichen Portalen schlaue Hilfe an. Die meisten von uns machen es, doch sinnvoll ist es nicht wirklich, eine Suchmaschine nach einem Begriff zu "fragen". Die Anwort ist in den wenigsten Fällen eine Erklärung - sondern winw Auflistung von x Fundstellen.

Besser ist es, Sie benutzen eine spezielles Programm, so wie ENZYKLO <-KLICK. Das bündelt Listen aus mehr als 1.000 Informationsquellen mit rund 1.364.000 Begriffen in einer Datenbank, von denen die Ursprünge auch nicht "verheimlicht" werden. Wenn Sie möchten, könnten Sie natürlich auch beim DUDEN online <-KLICK nachschlagen, wo zusätzlich zur Definition Rechtschreibfehler und Grammatik angezeigt werden... neben einer Menge Werbung, klar.

Wie es so weit kommen konnte

Die Sprache wurde in Urzeiten von uns Zweibeinern entwickelt, um eine bessere Verständigung zu ermöglichen. Die wenigen zuvor benutzen Laute hatten sicher oft Mißverständnisse verursacht.

Der liebe Gott soll sich Jahrtausende später, als es begann zu klappen mit der Kommunikation, irgendwann einmal eingemischt haben, als wir ihm zu nahe kamen beim "Turmbau zu Babel" <-KLICK. Er verursachte bekanntermaßen laut Bibel eine "babylonische Sprachverwirrung". Seither wird in jedem Land mit anderen Worten kommuniziert und in zahlreichen Dialekten gesprochen.

Die menschliche Sprache entwickelte sich im Gleichschritt mit dem Wissen weiter und wurde immer wieder modifiziert. Beispielsweise bemühten sich Luther mit der ersten deutschen Bibel und später die Brüder Grimm, denen man landläufig nachsagt, sie wären "nur" Märchenerzähler, in unserer Gegend um Allgemeinverständlichkeit und Verfeinerung der Sprache jener Zeit.

Es wurden Wörterbücher verfasst, einiges vereinfacht bzw. in Regeln (Grammatik) gezwängt oder sogar abgelegt. Von Latein, der Sprache des Römischen Reiches und einst der Sprache der Gelehrten, sind heute in der Hauptsache nur botanische und medizinische Fachbegriffe geblieben. Den Run machte Englisch - wahrscheinlich aufgrund der Allmacht und Vereinnahmung der halben Welt durch das Britisch Empire <-KLICK, dem Vorläufer des Commonwealth of Nations.

Den neuzeitlichen Versuch, eine gemeinsame Weltsprache wie "Esperanto" <-KLICK künstlich zu Kommunikationszwecken zu kreieren, funktionierte nicht wirklich. Ihr fehlt das Heimatfeeling, sie ist nie Mutter- sondern immer Fremdsprache.

Andere Kommunikationsmöglichkeiten

Als weltumspannend verständlich kann man eigentlich nur Bilder, Bewegungen sowie Laute und Musik bezeichnen.

Bis auf wenige Ausnahmen in extrem anderen Kulturen versteht die moderne Menschheit zum Beispel auch solche Smilies: Stirnrunzelnd :-( Womit wir zurück wären in der Urzeit Lächelnd :-)

Fazit: Qualität statt Quantität

Ein effektive Lösung in dem Dilemma des drohenden Wort-Tsunamis wäre der Gebrauch weniger, dafür aber passender Worte! Masse statt Klasse war nämlich noch nie die beste Lösung. Und wortreich "drumherumreden" ebenfalls nicht.

Der Weg zur richtigen Sprache führt über die Basis einer guten Allgemeinbildung plus einem ausreichenden Wortschatz. Mit letzterem befasst sich u. a. in der Universität Leipzig die Abteilung Sprachverarbeitung des Instituts für Infomatik mit einer Online-Suchmöglichkeit: HIER <-KLICK.

Auch das IDS - Institut für Deutsche Sprache - erforscht und dokumentiert die deutsche Sprache: HIER <-KLICK.

Die Brüder Grimm hätten sich sicher über solch einen immensen Fundus gefreut. Doch wir hätten ihre Märchensammlung nie geerbt und könnten unseren Kindern ihre netten einfache Märchen nicht mehr vorlesen - abgesehen davon, dass bestimmte Themenbereiche des IDS sogar die hohen Ansprüche von Journalisten übersteigt: "Usuelle Wortverbindungen: Korpusanalytische Erforschung und Beschreibung rekurrenter Sprachgebrauchsmuster..."

PS: Wichtig zu erwähnen ist, dass Worte, die nie oder noch nicht erfasst / gelistet wurden, weder in einem gedruckten Buch noch in einer Online-Datenbank gefunden werden können :-)))

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