Sich schlau machen: Was ist Lobbyismus?

Montag, den 26. August 2013 um 19:28 Uhr Gut zu wissen - Dossier: Sprache und Verstand
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Plakat: Anzeigenkampagne des Verbandes der Naturparke (c) HESSENMAGAZIN.de[Hessen-Deutschland] Eine Lobby, das wissen die meisten von uns, ist eine Art "Vorhalle". Demnach, so könnte man meinen, ist jemand, der sich in so einer Halle aufhält, ein Lobbyist. Wirklich falsch ist das nicht, denn im 19. Jahrhundert bezeichnete man in der englischen Sprache die Halle vor dem Parlament als Lobby. Wer also dort saß, konnte beim Zusammentreffen mit Parlamentariern möglicherweise gewisse Interessen besser "an den Mann bringen", als wenn er nur einen Brief geschrieben hätte. 

HESSENMAGAZIN erklärt Lobbyismus

Zuerst: Die Bundeszentrale für politische Bildung meint, in der deutschen Demokratie wäre die Macht auf 82 Millionen Menschen verteilt und alle Bürger wären für den Staat verantwortlich: "An vielen Stellen füllen Menschen die deutsche Demokratie mit Leben. An der Basis, in den Kommunen, arbeiten Gemeinde- und Stadträte am Gelingen des Alltags vor Ort. In den Ländern streiten Abgeordnete um die richtige Bildungspolitik, um Umweltfragen und die Polizei. Und im Bund wirken nicht nur die rund 600 Abgeordneten des Bundestages an den Entscheidungen mit. Zahlreiche Mitarbeiter im Parlament und den Ministerien, Interessenvertreter, und oftmals auch der Bundesrat spielen eine Rolle, wenn Gesetze verfasst werden." (Quelle: bpb) - Selbst nachlesen: HIER <-KLICK

So weit die Theorie. Kommen wir jetzt zu den "Interessenvertretern" unserer wirklichen Welt. Denken wir an den ADAC, den NABU und das Rote Kreuz, erfahren wir, dass das Vereinigungen sind, die gesellschaftliche oder politische Interessen - jede auf ihrem Gebiet - versuchen durchzusetzen. Dank unserer vielen Mitgliedsbeiträge können sie sich meistens auch finanziell eine tolle Verband- und Öffentlichkeitsarbeit sowie ein Büro in der deutschen Hauptstadt leisten. Auf ihrer Gehaltsliste stehen die besten Marketingstrategen, Journalisten, Rechtsanwälte und andere hochkarätige Mitarbeiter.

Man ahnt man es schon: Eine ihrer vordringlichsten Aufgaben ist es, sich Stimme und Gehör zu verschaffen. Die Mammutvereine informieren über die Medien (Fernsehen, Zeitung , Rundfunk) einerseits die Bevölkerung und andererseits die Entscheidungsträger, sprich: Politiker und Gesetzesmacher. Sie können sogar richtig Druck ausüben, wenn sie es schaffen, ihren eigenen Mitgliedern Abgeordnetenmandate verschaffen. Als "Fachleute" reden diese dann ganz legal in den parlamentarischen Ausschüssen mit. Von Neutralität ist dann wenig bis nichts zu sehen: Sie nehmen Einfluss und setzen möglichst ihre Verbandsziele mit wirkungsvollen Mitteln durch. Vielleicht sogar durch Streiks. 

In der "Lobbyliste" des Deutschen Bundestages sind fünf Hauptgruppen aufgeführt, z. B.: Unternehmer- und Verbraucherverbände, Gewerkschaften etc.. Zudem soziale Verbände wie die Caritas und der Mieterbund. Daneben nehmen Freizeitverbände, der Deutsche Sportbund oder auch Vereinigungen aus Kultur und Wissenschaft an "Public Affairs" gerne teil. Den ideellen Werten hat sich die fünfte Gruppe verschrieben: Kinderschutzbund u. a. beraten Politiker.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;-)


Gut zu wissen

Die o. g. öffentliche Liste über die beim Bundestag registrierten Verbände und deren Vertreter existiert als amtliche Fassung: HIER <-KLICK und als ständig aktualisierte Fassung mit 793 Seiten (Stand 23.08.2013): HIER <-KLICK.

Gute Aussichten auf besseren Durchblick bei eventuellen Machenschaften verspricht der Artikel "Kampf den Lobbyisten": HIER <-KLICK.