Gut zu wissen: In Kohlekraftwerken braut sich was zusammen

Freitag, den 30. Oktober 2015 um 00:00 Uhr Gut zu wissen - Klima - Wetter - Wandel
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Reizender Anblick im doppelten Wortsinn: Abgas-Wolke des Kraftwerks Staudinger (c) HESSENMAGAZIN.de
Reizender Anblick im doppelten Wortsinn: Dampf- und Rauchschwaden-Wolke des Kraftwerks Staudinger (c) HESSENMAGAZIN.de

[Europa und das kleine Großkrotzenburg bei Hanau] Hübsch rosa schaut sie im Abendlicht aus, die Wolkenfabrik in der Mainebene. Weithin sichtbar sorgt sie für überregionale Wirkung. Sie dampft ein Gemisch aus Kühlwasser und Abgasen aus der Verbrennung täglich mit bis zu 20 Meter pro Sekunde in den Himmel.

HESSENMAGAZIN.de berichtete schon im Jahr 2012 darüber, dass man sich öffentlich auf der Seite www.thru.de des Umweltbundesamtes darüber informieren kann, wie viele Schadstoffe Industrieanlagen in die Luft blasen und ins Wasser einleiten.

In unserem Fall werden hier ganz in der Nähe zur Produktion von Strom im konventionellen Kraftwerk Staudinger Erdgas und Steinkohle verbrannt. Dabei wurden im Jahr 2013 als "Jahresfracht" insgesamt 2.560.000.000 kg Kohlendioxid (CO2) berechnet in die Luft frei gesetzt.

Gemessen wurden in der selben Zeit 1.710.000 kg Stickoxide (NOx/NO2) und 589.000 kg Schwefeloxide (SOx/SO2), bei denen die Schwellenwerte (KLICK) erheblich niedriger liegen!

Die "Wolken" über dem Kraftwerk waren zudem versetzt mit 39.200 kg Distickoxid (N2O), 32 kg Arsen und Verbindungen (als As) sowie 29,8 kg Quecksilber und Verbindungen (als Hg) - nur so geschätzt. Und - klaro - waren die Schwellenwerte auch in diesem Fall niedriger. Als ob das nicht genug wäre, erzeugte man noch 276 Tonnen Abfall in jenem Jahr.

Irgendwie stutzig macht uns allerdings die Tatsache, dass an das Umweltbundesamt in der Regel (1.) nur die "größeren" Betriebe und (2.) auch nicht aus allen Branchen, sondern nur die, die große Mengen Schadstoffe in die Umwelt entlassen, Angaben machen müssen - und (3.) das auch noch SELBST in Form von BUBE „Betriebliche Umweltdaten BerichtErstattung“. Eine Prüfung der übermittelten Werte (berechnet, gemessen bzw. geschätzt) findet danach ausschließlich in Bezug auf Qualität statt... was immer das auch heißen mag.

Selbst staunen: HIER <-KLICK.

So kann doch die Beantwortung der Frage: Ist das gefährlich? eigentlich nur als Witz gemeint sein... Oder? <-KLICK


Das Kohle-Kraftwerk Staudinger bei Hanau am Main (c) HESSENMAGAZIN.de
Das Kohle-Kraftwerk Staudinger bei Hanau am Main (c) HESSENMAGAZIN.de

Quecksilber

Die Betriebe, die mehr als 10 kg hochgiftiges Quecksilber im Jahr in die Luft bzw. mehr als 1 kg davon pro Jahr in die Erde oder ins Wasser / Abwasser ablassen, müssen das berichten... ABER mit NULL Konsequenzen. Man redet lediglich darüber, wie was irgendwann vielleicht begrenzt werden könnte.

Nur ein Beispiel: Das Kraftwerk Staudinger bringt pro Jahr geschätzte 29,8 Kilogramm Quecksilber in die Umwelt, während wir brav unsere alten Batterien und ausgedienten Energiespar-Lampen mit rund 3 Milligramm des giftigen Metalls zur Sammelstelle bringen und unsere Zahnfüllungen aus Amalgam (50 % Quecksilber-Gemisch) entfernen lassen.

Tja, und weil Quecksilber schon bei normaler Lufttemperatur verdampft und hinerher weltweit durch die Luft wabert, soll "bald" im Jahr 2017 per Abkommen von 49 Staaten ein globales Abkommen getroffen werden.

Diese so genannte "Minamata-Konvention schränkt den Handel ein und legt Regeln fest, die den Quecksilbereinsatz in Produkten verbieten oder begrenzen. Außerdem soll der Quecksilberbergbau eingestellt werden". Übrig gebliebene Reste werden dann "in den deutschen Untertagedeponien sicher und dauerhaft gelagert"
(Zitate: Umweltbundesamt <-KLICK).

Na, dann!


Meldungen zum Thema

Europas Umweltschützer atmen auf: Klimaschutz rückt näher

28. Oktober 2015: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt, dass das Europäische Parlament Umwelt- und Gesundheitsbelangen bei der heutigen Abstimmung zur Luftqualität Vorrang gegenüber Industrieinteressen eingeräumt hat.

„Die jetzt beschlossenen europäischen Reduktionsziele wurden vorab heftig von vielen Industrie- und Landwirtschaftsverbänden kritisiert“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Trotz dieser Industriekampagnen hat sich das EU-Parlament klar auf die Seite der Bürgerinnen und Bürger gestellt und zum Umweltschutz verpflichtet. Kurz vor der wichtigsten Klimakonferenz im Dezember in Paris ist das auch als ein deutliches Bekenntnis für Klimaschutz zu werten“, so Weiger.

Bei der zur Abstimmung gestellten „Richtlinie zur Verringerung der nationalen Emissionen bestimmter Luftschadstoffe und der Änderung der Richtlinie 2003/35/EG“ handelt es sich um eine zentrale Weichenstellung in der europäischen Luftreinhaltepolitik. Diese Richtlinie legt für jeden EU-Mitgliedsstaat Reduktionsziele für bestimmte Schadstoffe für die Jahre 2020, 2025 und 2030 fest.

„Außer Ammoniak, flüchtigen organischen Verbindungen, Schwefeldioxid und Stickoxiden enthält der Gesetzesvorschlag der Europäischen Kommission zusätzlich Feinstaub und Methan. Besonders positiv ist, dass auch für das Jahr 2025 verbindliche Reduktionsziele für diese Luftschadstoffe festgelegt wurden“, sagte der BUND-Vorsitzende. Er begrüßte zudem, dass das Parlament zusätzlich eine Reduktion von Quecksilber-Emissionen beschlossen habe. Das giftige Schwermetall entsteht unter anderem bei der Verbrennung von Kohle.

Negativ bewertete der BUND, dass die EU-Parlamentarier die Chance vergeben haben, stärkere Reduktionsziele für die Mehrzahl der Luftschadstoffe festzulegen. Dies hatte zuvor der Umweltausschuss vorgeschlagen.

„Diese Entscheidung des Parlaments ist nicht nachvollziehbar, weil Luftverschmutzung die gravierendste Umweltursache für Todesfälle in Europa ist“, sagte Weiger. „Auch dass bei dem Reduktionsziel für Methan die direkten Emissionen von Wiederkäuern ausgenommen wurden, ist nicht akzeptabel. Dies ist ein Kniefall vor der industriellen Massentierhaltung, die zu den größten Verursachern von klimaschädlichen Treibhausgasen in der Landwirtschaft zählt“, kritisierte Weiger. Methan entsteht zu einem großen Teil in der Massentierhaltung, ist Vorläuferstoff für bodennahes Ozon und wirkt besonders klimaschädlich.

Hintergrund: Luftverschmutzung in Europa

Jedes Jahr sterben in Europa mehr als 400.000 Menschen vorzeitig an den Folgen schlechterer Luft. Mehr als 90 Prozent der Europäer atmen Luft, die schmutziger ist als die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Die daraus resultierenden Gesundheitskosten belaufen sich jährlich auf bis zu 900 Milliarden Euro. Darüber hinaus verursacht Luftverschmutzung Schäden an Vegetation und Ernte sowie an der allgemeinen Bausubstanz.

Wichtiges dazu nachlesen: HIER <-KLICK

Quelle: BUND


Wichtiges Zeichen für bessere Luftqualität in Europa

28. OKTOBER 2015: Das Abstimmungsergebnis zur Richtlinie über Nationale Emissionshöchstmengen im Europäischen Parlament kommentiert der Leiter für Verkehrspolitik des NABU, Dietmar Oeliger

„Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben heute bewiesen, dass sie den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt ernst nehmen. Ihr Votum für eine weitere Verringerung von Luftschadstoffen ist ein wichtiges Signal an die Regierungen der Mitgliedstaaten, jetzt die notwendigen Schritte für bessere Luftqualität einzuleiten. Der Ausstoß von Luftschadstoffen und Klimagasen muss deutlich reduziert werden, da noch immer weite Teile der europäischen Bevölkerung Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt sind, die über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen und damit eine dauerhafte Gesundheitsgefahr darstellen. Insbesondere in Städten verschlechtern die Emissionen von Industrie und Landwirtschaft aus dem Umland die ohnehin schon durch den Straßenverkehr sehr angespannte Situation noch einmal deutlich. Die Bundesregierung muss sich in den weiteren Verhandlungen klar für ambitionierte Reduktionsziele, etwa bei Ammoniak, einsetzen und auch die von der Europäischen Kommission und den Abgeordneten des Parlaments geforderte Aufnahme von Methan und Quecksilber in die Richtlinien vorantreiben, anstatt sich von der Agrarlobby vor den Karren spannen zu lassen."

Wichtiges dazu nachlesen: HIER <-KLICK

Quelle: NABU


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