Ein Dutzend Rehähnliche auf der Flucht

Donnerstag, den 20. November 2025 um 06:08 Uhr Gut zu wissen - Dossier: Natur und Umwelt
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Damwild im Sommerfell (c) Zajac[Nordhessen] Im Sommer 2024 entwich nach einem Unwetter rund ein Dutzend Damwildtiere aus einem Wildgatter bei Gottsbüren in den Reinhardswald. Seitdem sorgt sein Auftreten für Diskussionen: Die Obere Jagdbehörde Kassel und HessenForst betonen, dass Damwild dort nicht heimisch ist und sich nicht dauerhaft ansiedeln darf.

Der Grund: Rechtlich gilt der Reinhardswald als damwildfreies Gebiet. Nun schreibt das Hessische Jagdgesetz eine Abschussregelung vor für zwei männliche und zwei weibliche Tiere pro Jagdbezirk. Ziel ist, die Ausbreitung zu verhindern und den Waldumbau nach den großen Schadflächen der letzten Jahre nicht zu gefährden. Damwild würde mit Rotwild und Rehwild um Nahrung konkurrieren und durch Verbiss die Wiederbewaldung erschweren, heißt es.

Die Behörden sehen daher keine Möglichkeit, das Damwild dauerhaft zu etablieren

Sie wären verpflichtet, die Bestände zu regulieren. Forderungen nach einer Jagdruhe oder einem Gutachten werden abgelehnt, da sie zu einer schnellen Bestandszunahme und erheblichen Waldschäden führen könnten. HessenForst und die Jagdbehörden haben deshalb Abschussfreigaben beantragt und erteilt, eine ausdrückliche Abschussanordnung war nicht nötig.

Quelle: HessenForst - gekürzt - Mehr dazu weiter unten...


Halali - Abschussfreigabe, um die Ausbreitung zu verhindern

In Deutschland sind übrigens inzwischen fast 2.000 gebietsfremde Tierarten nachgewiesen, die sich dauerhaft etabliert haben. Viele wurden bewusst eingeführt, andere gelangten unbeabsichtigt über Handel und Transporte ins Land.

Zu den bekanntesten Beispielen zählen der nordamerikanische Waschbär, die Nilgans aus Afrika, der Signalkrebs aus Nordamerika sowie der Damhirsch, der bereits von den Römern nach Europa gebracht wurde. Auch Arten wie das Wildkaninchen, der Jagdfasan oder invasive Insekten wie der Asiatische Laubholzbockkäfer haben sich verbreitet.

Die befürchteten Folgen sind vielfältig: Heimische Tiere werden verdrängt, und die tierischen Einwanderer verursachen eventuell Schäden. Allgemein gelten sie als "Gefahr". Deswegen wird die Ausbreitung überwacht und durch gewisse Maßnahmen eingedämmt.

Kommuniziert wird das als „Bestandsregulierung“. Gemeint ist damit die Begrenzung und Ausbreitung durch Jagd, Fang oder weitere Maßnahmen. Behörden wählen diese Formulierung bewusst, weil sie neutraler klingt als ein direkter Hinweis auf das Töten von Tieren. Sachlich betrachtet bedeutet Eindämmung jedoch genau das.

Auf den Wolf hat man es übrigens auch abgesehen. Doch den gab es immer schon hier, deswegen hat er (noch) einen gewissen Schutzstatus.

Sollte man wissen

Die EU-Verordnung Nr. 1143/2014 verpflichtet alle Mitgliedstaaten seit 2015, invasive Arten durch Prävention, Monitoring und Management einzudämmen. Für Europa wird zudem eine sogenannte Unionsliste geführt, die aktuell 114 invasive Arten umfasst. Für diese Arten gilt: Sie dürfen nicht gehandelt, gezüchtet oder ausgesetzt werden, z. B. die Nilgans, der Marderhund und der Amerikanische Nerz.

Deutschland hat im Jahr 2023 einen nationalen Aktionsplan verabschiedet, der 24 konkrete Maßnahmen umfasst. Dazu gehören strengere Kontrollen bei Importen und Transportwegen, ein bundesweites Monitoringsystem sowie eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Behörden und Forschungseinrichtungen.

Ergänzt wird dies durch Öffentlichkeitsarbeit, die Bürgerinnen und Bürger für die Risiken sensibilisieren soll: Die heutige Pressemeldung umfasste als PDF-Dokument insgesamt sieben Seiten und ist irgendwann nachzulesen auf der Seite von HessenForst: HIER <-KLICK oder im Pressebereich des Regierungspräsidiums Kassel <-KLICK.

Oder zum Download bei uns: Damwild in Nordhessen: Obere Jagdbehörde und HessenForst klären auf <-KLICK

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de


Gut zu wissen

Damwild ist eine mittelgroße Hirschart, die durch ihr charakteristisches Aussehen leicht zu erkennen ist. Im Sommer trägt es ein rostbraunes Fell mit weißen Flecken und einem dunklen Strich im Fell entlang des Rückens, während das Winterfell graubraun wirkt und die Flecken weniger deutlich hervortreten. Besonders auffällig ist das Geweih der männlichen Tiere, das sich zu breiten Schaufeln ausbildet und ein wichtiges Erkennungsmerkmal darstellt.

Damwild lebt bevorzugt in offenen Landschaften mit Waldinseln und Feldern, ist sowohl tag- als auch nachtaktiv und passt sich gut an Kulturlandschaften an. Die Brunftzeit fällt in den Oktober und November, wenn die Hirsche feste Brunftplätze besetzen und um die Weibchen werben. Nach einer Tragzeit von rund siebeneinhalb Monaten setzt das Damwild im Juni meist ein einzelnes Kalb. Ursprünglich stammt die Art aus Vorderasien, wurde aber schon von den Römern nach Europa gebracht und ist heute in vielen Regionen Mitteleuropas verbreitet und wird auch bei uns oft und gerne in Wildtiergehegen gehalten, wie z. B.

im Traumwald Büdingen <-KLICK.

in Bad-Soden-Salmünster <-KLICK

und am Acis bei Schlüchtern <-KLICK

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de + KI-Recherche