[Deutschland] Der Wolf ist zurück – und mit ihm alte Ängste, immer neue Debatten und die Frage, wie wir als moderne Gesellschaft mit Tieren umgehen wollen. Dabei ist der Wolf nicht nur Symbol für Wildnis und Freiheit, sondern auch ein Prüfstein für unsere Fähigkeit zur Koexistenz. Die Beutegreifer sind keine grundsätzliche Bedrohung, sondern Teil eines intakten Ökosystems. Sie regulieren Wildbestände, fördern die Artenvielfalt und zeigen, dass Natur auch in Mitteleuropa wieder Raum findet.
Ihre Rückkehr ist kein Zufall, sondern Ergebnis erfolgreicher Schutzmaßnahmen – und ein Zeichen dafür, dass wir wieder Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen wollen.
Gut zu wissen: In Deutschland leben über 100 verschiedene Wildtierarten – vom häufigen Reh bis zum seltenen Luchs. Viele sind streng geschützt, andere unterliegen dem Jagdrecht.
Natürlich braucht es klare Regeln
Herdenschutz, Monitoring und transparente Kommunikation sind Voraussetzung. Panikmache und pauschale Abschussforderungen helfen niemandem – weder den Nutztierhalter*innen noch der Natur. Wir brauchen einen sachlichen Dialog, der Ängste ernst nimmt, aber auch unbedingt die Fakten in den Mittelpunkt stellt.
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Links: Rumänischer Straßenhund (40 Kilo) beobachtet die Umgebung, rechts: Tierheimhündchen (13 Kilo) kaut auf einem Stock herum (c) HESSENMAGAZIN.de
Beispiel Hund: Viele Mitbürger*innen zeigen ebenfall oft grundlose Angst vor unseren vierbeinigen Begleitern (egal in welcher Größe :-), da sie nicht gelernt haben, deren Körpersprache zu interpretieren.
Grundsätzlich sollte man Tieren mit Respekt begegnen – nicht mit Voreingenommenheit
Am 7. November 2025 wurde der Wolf offiziell ins Bundesjagdgesetz aufgenommen
Die Bundesregierung – vertreten durch das Landwirtschafts- und das Umweltministerium – einigte sich auf ein Maßnahmenpaket, das rechtssichere Entnahmen in Regionen mit hoher Wolfsdichte ermöglichen soll. Dabei bleibt der Wolf noch eine streng geschützte Art. Die Aufnahme ins Jagdrecht schafft jedoch einen klaren rechtlichen Rahmen für gezielte Eingriffe, etwa wenn Herdenschutzmaßnahmen überwunden wurden oder wenn präventiver Schutz in bestimmten Regionen wie den Alpen oder auf Inseln nicht zumutbar ist.
Auch "Entnahmen" zur Vermeidung weiterer Risse sind künftig möglich, selbst ohne genetischen Nachweis des verursachenden Tieres. Die Bundesländer erhalten mehr Handlungsspielraum, um regionale Managementpläne zu entwickeln und umzusetzen.
Naturschutzverbände wie NABU und WWF kritisieren die Entscheidung als Rückschritt im Artenschutz und warnen vor einer Aufweichung des Schutzstatus. Landwirtschafts- und Jagdverbände hingegen begrüßen den Schritt als notwendig für den Schutz der Weidetierhaltung. Die Maßnahme gilt als politischer Kompromiss zwischen dem Erhalt der Artenvielfalt und den Interessen der Nutztierhalter.
By the way: Eine Entnahme im jagd- oder naturschutzrechtlichen Kontext bedeutet, dass ein einzelnes Tier – in diesem Fall ein Wolf – gezielt aus einer Population entfernt wird. Das kann durch Abschuss, Betäubung oder andere behördlich genehmigte Maßnahmen geschehen.
Der BUND mahnt zu mehr Vernunft in der Wolfspolitik
Kommentar von Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND):
„Die Hetze gegen den Wolf muss aufhören. Der Bestand des Wolfs wächst nicht mehr. Der grundlose Abschuss von Wölfen in einer Jagdzeit und die Schaffung wolfsfreier Gebiete gefährdet den Wolf und hilft niemandem. Nötig sind eine realistische Wolfspolitik und die deutliche Unterstützung der Weidetierhaltung. Nur so kann die Koexistenz der Weidehaltung mit den Wölfen gesichert werden.“
Bereits im Wolfsjahr 2023/2024 nahm die Zahl der Territorien nur noch um 3,4 Prozent zu. Im letzten Wolfsjahr (2024/2025) ging der Bestand in dieser Größenordnung zurück. Mit 276 Territorien (219 Rudel, 43 Paare und 14 sesshafte Einzeltiere) zu 285 Territorien (212 Rudel, 56 Paare und 17 sesshafte Einzeltiere ) hat sich der Bestand des Wolfs stabilisiert.
Ein weiteres Wachstum gibt es nicht mehr. Die Zahl der Nutztierrisse hat im letzten Berichtsjahr bereits um ein Viertel abgenommen. Weitere Verbesserungen beim Herdenschutz sind machbar und werden zu weiteren Reduktionen führen.
Quelle: BUND
Pressemeldung: Wolfszahlen zeigen Stabilisierung – keine Grundlage für Bejagung
Der Deutsche Tierschutzbund sieht in den heute veröffentlichten Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) eine klare Bestätigung: Die Wolfspopulation in Deutschland wächst nicht unkontrolliert, sondern hat sich auf stabilem Niveau eingependelt.
„Die neuen Zahlen widerlegen einmal mehr das Schreckensbild vom ‚explodierenden Wolfsbestand‘. Der Wolf hat in Deutschland seinen Platz gefunden – und das ist ein Erfolg des Artenschutzes. Es gibt keinerlei fachliche Grundlage, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen oder seine reguläre Bejagung zu fordern. Solche Vorschläge sind rein politisch motiviert und gefährden die Akzeptanz des Artenschutzes. Statt falsche Erwartungen zu wecken und Lobbyinteressen zu bedienen, sollte die Politik auf wirksamen Herdenschutz und Aufklärung setzen“, sagt James Brückner, Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund.
Die Ergebnisse zum Wolfsmonitoring 2024/25 der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf: HIER <-KLICK
Quelle: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Quelle Zusammenstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de