Wandern - Eine Lust ohne Notwendigkeit

Donnerstag, den 10. Juli 2014 um 00:00 Uhr Freizeit & Tipps - Outdoor - Natur
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Bonifatius-Route entlang des idyllischen Nidder-Stauteiches in Hirzenhain (c) HESSENMAGAZIN.de

[Hessen - Welt] Zu Fuß, per Pedes unterwegs zu sein ist keine neue Freizeitbeschäftigung. Schon immer begaben sich Menschen auf Wanderung, sogar ganze Völker - manchmal auch auf der Flucht. Dabei unterscheidet man zwischen einer zweckfreien und einer zweckgebundenen "Form des Gehens in der Natur". Vor dem Zweiten Weltkrieg wanderte man zur Erbauung, oft mit Klampfe in Gruppen und tat damit u. a. seine Heimatverbundenheit kund. Ein Auto besaß damals sowieso kaum eine Familie. Interessant ist es, sich mit dem Thema Wandern zu beschäftigen, wenn man es nicht als selbstverständlich ansieht, dass die Menschen von A nach B laufen, sondern sich auch noch echt dafür begeistern.

Wo man seinen Feriengästen nie ein Meer mit Strand anbieten konnte, ist daraus ein Wirtschaftszweig für den Fremdenverkehr geworden. Es hat sicher auch ein bisschen mit Abenteuer und Romantik zu tun, wenn am Sonntagmorgen das Bündel, sprich Rucksack, geschnürt und zu einer Wanderung aufgebrochen wird - mit Wanderkarte oder GPS-Gerät in der Version "light", ohne so etwas in der Kategorie Risiko - oder wenigstens mit Überraschungen :-).

In Ländern mit Gegenden, in denen Autos an ihre Grenzen stoßen, ist man immer noch wie früher zu Fuß und mit Lasttieren unterwegs: in der Wüste, in den Anden, im Himalaja usw.. Möglicherweise auch als härtere Variante beim Trekking. Die Motivation dafür liegt meist im intensiven Erlebnis unverfälschter Natur oder noch weitgehend ursprünglicher Kulturen abseits der Zivilisation.

Teilweise suchen Trekker auch die sportliche und mentale Herausforderung angesichts körperlich anstrengender oder technisch schwierig zu begehender Strecken. Trekking heißt aber noch viel mehr. Das Unterwegssein auf eigenen Füßen mit einfachen Mitteln und geringen Ansprüchen ist der Schlüssel zum intensiven Erlebnis, zur Rückbesinnung auf die Wurzeln des Lebens.

Wandern auf dem VV Vulkanring einmal rund um den Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de
Wandern auf dem VV Vulkanring einmal rund um den Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de

Ausstieg auf Zeit: Langsamkeit als Gegenpol zum hektischen Alltag

Für viele Menschen in unserer hoch technisierten Welt ist das Wandern ein Gegenpol zur Berufsbelastung, die Verwirklichung ihrer Sehnsüchte nach elementarer Natur und dem Leben in und mit dieser Natur wenigstens für ein paar Tage oder Urlaubswochen. Aus eigener Kraft unterwegs sein heißt (nachdem Flugzeug, Bus und Geländewagen außer Sichtweite sind): Wandern zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Kajak oder auf Ski, je nachdem in welchem Gelände man unterwegs ist.

Im Gegensatz zu einem Spaziergang ist Weitwandern eine sehr intensive Form des Reisens. Dabei werden Landschaften mit allen Sinnen und direkter Körpererfahrung erlebt. Doch, wer in unseren mitteldeutschen Sommertagen draußen unterwegs ist, kann sich auf einiges gefasst machen. Ohne Regenjacke sollte man besser nicht wandern gehen. Wenn zwischendurch die Sonne raus kommt, wird es ganz schön heiß - ein steter Wechsel, der körperlich anstrengt und an den Nerven zerren kann.

Ein Genuss ist es dagegen, sich einer Führung anzuschließen und sich das Gepäck transportieren zu lassen. Für den Vulkanring Vogelsberg, dessen Wegeführung immer wieder überarbeitet werden muss, hat man diesen Service für die ca. 120 Kilometerstrecke mangels Interessen zwar wieder eingestellt. Aber auf eigene Faust kann man immer noch tageweise oder sogar eine ganze Woche lang durch den Naturpark streifen. Mehr dazu: HIER <-KLICK.

Das Motto "Glücksmoment Wandern" bewirbt im Main-Kinzig-Kreis einen knapp 90 km langen Premium-Wanderweg, den Spessartbogen. Die Strecke hat bereits eine ansehnliche Fangemeinde gefunden. Seit kurzem laden dort weitere hochwertige Rundwanderwege zu interessanten Extratouren ein. Die so genannten Spessartfährten erfüllen dabei ähnliche Qualitätsansprüche wie der Spessartbogen und sind eine abwechslungsreiche Ergänzung. Die Länge der Touren durch den Naturpark Hessischer Spessart liegt zwischen 9 und 16 Kilometern. Mehr dazu: HIER <-KLICK.

Eine trendige Wendung nahm das Wandern mit dem Konzipieren von Pilgerwegen in Deutschland

Von alters her schöpfen Menschen beim Wandern und Pilgern neue Lebenskraft. Auch in der heutigen, oft hektischen Welt gibt es ein weit verbreitetes Bedürfnis nach Stille, Spiritualität, Abstand vom Alltag und Naturerlebnissen. Vor diesem Hintergrund ist vor 10 Jahren die Idee entstanden, einen Wander- und Pilgerweg auf der Strecke zu schaffen, die einst der Leichnam des Missionars und Kirchenreformers Bonifatius von Mainz zu seiner letzten Ruhestätte nach in Fulda genommen hatte.

Im Jahr 2004 wurde die rund 180 Kilometer lange Route eröffnet, 1250 Jahre nach jenem historischen Trauerzug. Sie wird seither von vielen Wanderern und Pilgern begangen, die dem schwarzen Pilgerstab auf rot-weißem Quadrat folgen.

Die Bonifatius-Route zählt mittlerweile zu den beliebtesten modernen Pilgerstrecken in Deutschland. Abwechslungsreiche Kulturlandschaften am Main, in der Wetterau, im Vogelsberg und im Fuldaer Land, historische Ortskerne, sehenswerte Kirchenbauten und dazu die bewegende Geschichte des Apostels der Deutschen machen die Wander- und Pilgerroute zwischen den Bischofsstädten Mainz und Fulda so interessant.

Aus Anlass des Jubiläumsjahres, das am 20. Mai 2014 in Hochheim eröffnet wurde, wurden den gesamten Sommer über Veranstaltungen angeboten, vom Bonifatiusfest in Fulda bis zum Abschluss des Ökonomischen Pilgersommers beim Elisabethfest im September in Marburg. Dazwischen gibt es überall Themen-Wanderungen, Informationsveranstaltungen, Konzerte und Lesungen, Kabarett entlang der Bonifatius-Route: HIER <-KLICK.

Quelle: Brigitta Möllermann, www.HESSENMAGAZIN.de

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