Thema Pressebericht: Wer kann, der kann - oder eben nicht

Montag, den 24. Juni 2019 um 09:23 Uhr Gut zu wissen - Dossier: Sprache und Verstand
| Drucken |

Aua: So ein Dokument nennt sich Pressebericht? Hardcopy (c) HESSENMAGAZIN.de
Aua: So ein Dokument nennt sich Pressebericht? Hardcopy (c) HESSENMAGAZIN.de

[Kleines dunkles Hessen] Wenn jemand nicht Fahrrad fahren kann, sieht man das. Auch wenn jemand nicht schwimmen kann, ist das schnell zu merken = er geht unter. Aber, wenn einer / eine keine korrekten Berichte als Meldungen an die Medien verfassen kann, naja, dann schreibt er / sie halt einfach einen Roman.

Was unsere Redaktion heute als romanhafter Fließtext erreichte

Leise plätschert das Wasser. Ein Tretboot fährt über den großen Teich im Kurpark Bad Nauheims. Darüber scheint eine wohltemperierte Junisonne. Es könnte sich um das Wunschidyll eines entspannten Sonntagsausfluges handeln, beförderten die zwei Menschen an den Tretrudern nicht einen ganz besonderen Fahrgast und wäre das Ziel nicht mitten im Wasser gelegen. Kaum dort angelegt, setzt der Fuß eines Menschen dort auf, dessen Begehr ein Mikrofon im Zentrum einer schwimmenden Bühne, einem historischen Unikum auf dem Kurteich - ist. Der Beförderte ist Poetry Slammer, zu Deutsch: ein Bühnendichter, und worauf er nun aus ist, von gut 180 Gästen auf dem Promenadendeck beobachtet, kann mit wenigen Worten umrissen werden: Nichts weniger als den höchsten Titel, der in der hessischen Poetry-Slam-Szene zu vergeben ist, den des Hessenmeisters 2019. Ganze zwölfmal mussten die Transporteure ihre Beinmuskeln beanspruchen, doch nur die besten vier konnten sich für das Finale am Folgetag qualifizieren. Dasselbe passierte parallel im Theater Altes Hallenbad in Friedberg, das ebenfalls ausverkauft war. Um 22 Uhr stand an beiden Ausrichtungsorten fest, welche acht Poetinnen und Poeten für das Finale in der Trinkkuranlage in Bad Nauheim berechtigt sind. Auch dort ging das Bemühen der Organisatoren auf, die erstmals in der Wetterau ausgerichtete Meisterschaft, auch als Hessenslam bekannt, mit besonderen Orten zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Die Macher, die sich in einer noch nie dagewesenen Kooperative zwischen Vereinen und Institutionen beider Städte zusammengetan hatten, bauten nicht nur einen mitten im vor der Konzertmuschel angelegten Teich befindlichen Bühnensteg auf, sondern sorgten auch dafür, dass jeder der über 340 Besucherinnen und Besucher über eine riesige LED-Leinwand ihre ins Finale gewählten Stars der hessischen Szene sehen konnten. Als am Samstagabend kurz vor Einlass Starkregen einsetzte, bewiesen die Verantwortlichen des JUKA e. V. und des HELDEN Theater e. V., die den Hessenslam unter Mitwirken und großer Unterstützung der städtischen Jugendfreizeiteinrichtungen beider Städte, Junity und Alte Feuerwache, realisierten, den nötigen Mut: Sie entschieden sich gegen den Rückzug in den Konzertsaal und für den ursprünglichen Plan. „Wir haben sogar einen Piloten aus dem Verein angerufen und nach dem Wetter gefragt“, gibt Esra Edel vom JUKA e. V. später lachend zu. Sie wurden belohnt. Pünktlich zu Beginn endeten die let Speichern zten Tropfen vor der Stegbühne und verschwanden in konzentrischen Kreisen auf der Wasseroberfläche. Die zwei sichtlich erleichterten Moderatoren, Dominik Rinkart und Andreas Arnold, schafften es, dass sich trotz der regenfeuchten Stühle, mit Freude an den bestuhlten Rand des Teichs gesetzt wurde, um die Meisterkür vorzunehmen. Zehn Juroren aus deren Kreis bewerteten bei Hochstimmung das sehr homogene Teilnehmerfeld bestehend aus Samuel Kramer, Stella Jantosca, Katharina Marosz und Suse Bock-Springer, die sich über das Friedberger Halbfinale qualifizierten, sowie Jan Cönig, Livia Warch, Jakob Schwerdtfeger und Lara Ermer, die im Kurpark zu Finalisten bestimmt wurden. Flankiert von der Yannick Di Mari Band, die der Veranstaltung über live gespielte Jingles zum Einmarsch der Poeten den obligaten Showcharakter verliehen, stellten sich die Künstlerinnen und Künstler der nicht immer einigen Jury. Für das finale Stechen qualifizierten sich Warch, Schwerdtfeger und Cönig, der sich am Ende erneut durchsetzen konnte. Sein bissiger, doch letzlich versöhnlicher Dialog mit seiner Nichte Karla bescherte ihm den hessischen Meistertitel, den er nun zum zweiten Mal in Folge gewinnen konnte. Bereits am Donnerstag wurde der U20-Meistertitel vergeben und fand mit Isabell Brechenser eine würdige Titelträgerin, die sich souverän gegen zehn Mitbewerber in der Gruppe der Unter-20-jährigen durchsetzen konnte. Das U20-Finale war mit großem Aufwand im Burggarten geplant worden, doch ein Gewitter mit Starkregen verhinderte leider ein sicheres Durchführen. Die zahlreichen Besucher sowie Poeten fanden sich mit nur viertelstündigem Verzug im Junity ein, wo zahlreiche Singersongwriter und Musikerin FEE aus Frankfurt nicht nur einen unvergesslichen Rahmen zur Eröffnung des Hessenslams lieferten. Der U20-Slam im Junity wurde zum ersten ausverkauften U20-Finale in der elfjährigen Geschichte der Meisterschaft. Einrichtungsleiter Lukas Hölzinger freut sich darüber und ist sich sicher: „Wir werden den Burggarten nächstes Jahr nochmal in Angriff nehmen.“  Cönig und Brechenser sind nun qualifiziert für die deutschsprachigen Meisterschaften, die in Berlin und Erfurt stattfinden werden, und was machen die Organisatoren? Sie planen bereits weiter. Denn nach dem Slam ist vor dem Slam.

Quelle: Helden Theater e. V., Friedberg


Die Alternative: Beispiel Nummer 2

Und hier hätten wir das Gegenteil: NULL Text in der Mail - Hardcopy (c) HESSENMAGAZIN.de
Und hier hätten wir das Gegenteil: NULL Text in der Mail - Hardcopy (c) HESSENMAGAZIN.de

Komplett ohne Text, dafür aber zwei Mal kurz hintereinander und dazu mit einem ellenlangen Betreff wurde uns ein PDF-Dokument kürzlich zugesendet. Abgesehen davon, dass wir mit solchen Dokumenten nichts anfangen können, außer sie zu lesen (HIER <-KLICK), ist der Inhalt der Meldung schlicht nur ein Kommentar zu dem Urteil...

So what.

182