Schwer zu verstehen: Coronakrise zwischen Abholzen und Aufforsten

Dienstag, den 03. November 2020 um 05:00 Uhr Gut zu wissen - Dannenröder Wald
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Bäume im Herbst (c) HESSENMAGAZIN.de

[Hessen und Drumrum] Einerseits werden zurzeit lieb und nett gedachte Pflanzaktionen mit Bürgern von HessenForst abgesagt - andererseits läßt man für den geplanten Autobahnbau der A49 Hundertschaften von Polizisten auf Baumbesetzer los, die eigenlich nur verhindern wollen, dass die Bäume in einem alten gesunden Wald gefällt werden. Zusätzlich sind genau in diesem Lockdown-Monat wieder Jäger und Treiber (mit und ohne zahlende Jagdgäste?) im Wald unterwegs, um böse baumrindenknabbernde Rehe zu dezimieren... Hm, alle Leute mit Mundschutz oder besser doch nicht?

Brigitta Möllermann von HESSENMAGAZIN.de fragt sich: Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Auf der Internetseite "Unser Wald" (https://www.hessen-forst.de/sponsoring/) erinnert man eindringlich daran, wie wichtig Bäume für unser Klima sind: "Innerhalb eines Baumlebens kann ein Baum circa 1 Tonne CO2 speichern, damit leistet er einen aktiven Beitrag, der Atmosphäre das für den Klimawandel wichtigste Gas zu entziehen." (Zitat)

Klar, dass dann die Rehe, dicken Riesenhirsche plus viele Mais-Monokultur-vertilgenden Wildschweine weg müssen. Oder? Den einen einzigen Wolf im Vogelsberg kann man da natürlich nicht dranlassen!

Aber weswegen sägt man in diesen Zeiten dann bitteschön einen großes Waldstück <KLICK um, wenn man doch schon lange Jahre ohne diese Autobahn <-KLICK zurechtkam? Vielleicht hätte man stattdessen besser eine elegant geschwungene Umgehungsstraße bauen sollen - zum Beispiel durch die endlosen Raps- und Maisfelder, die hauptsächlich der Energiegewinnung dienen... Das hätte immerhin dem Schwarzwild (Wildschweinen) das Fressparadies genommen...


Pressemitteilung von HessenForst am 3.11.2020: Hessen pflanzt - abgesagt!

Wir haben uns entschlossen, die große öffentliche Pflanzaktion am 6. und 7. November in den 12 vorgesehenen Forstämtern aufgrund der aktuellen Situation abzusagen. Mit der Aktion wollten wir mit den Menschen in Kontakt kommen und uns für ihr Engagement für den Wald bedanken.

Doch wo immer möglich, müssen wir alle in den nächsten Wochen Kontakte vermeiden. Die Bäume werden natürlich trotzdem von HessenForst gepflanzt.

Quelle: HessenForst, Landesbetriebsleitung, Presse und Information


Pressemitteilung von HessenForst am 2.11.2020: Forstamt Schotten muss Wildbestand verringern

Straßensperrungen wegen Treibjagden

Mit dem Laubabfall beginnt wieder die Zeit der großräumigen Treibjagden in den Wäldern des Vogelsberges. Ziel ist die Umsetzung des gesetzlichen Auftrags, den Wildbestand an den Lebensraum anzupassen und übermäßige Wildschäden sowie die Ausbreitung von Krankheiten (z. B. Afrikanische Schweinepest) zu verhindern. Diese Ziele sind für die Allgemeinheit so wichtig, dass die Jagdausübung auch unter den gerade verkündeten strengen Corona-Bedingungen zugelassen ist.

Wie in den letzten Jahren sind die Jagden zum Schutz der Bevölkerung und der eingesetzten Jagdhunde zum Teil mit Straßensperrungen und Umleiten des Verkehrs, mitunter auch nur mit Geschwindigkeitsbeschränkungen an den tangierten Straßen verbunden. „Auch im Umfeld der gesperrten Strecken sollten die Autofahrer besonders wachsam sein und die Geschwindigkeit in den Waldbereichen reduzieren“, bittet der stellvertretende Schottener Forstamtsleiter Uwe Prihoda. Die Verkehrsteilnehmer werden um Verständnis für die jeweils 4 Stunden langen Straßensperrungen gebeten. Nur so ist eine effektive Jagdausübung in Bereichen möglich, die sonst nur mit deutlichen Einschränkungen bejagt werden könnten.

Außerdem war es in der Vergangenheit immer wieder zu gefährlichen Situationen und auch Unfällen durch über die Straße wechselndes Wild und trotz ausgeschilderter Geschwindigkeitsbegrenzung zu schnell fahrenden Autos gekommen. Bei der Kollision mit einem 200 kg schweren Rothirsch sind massive Folgen unausweichlich. „Das wollen und können wir nicht riskieren“ so Prihoda.

„Vor dem Hintergrund der immensen Waldschäden durch den Klimawandel bekommt die Reduzierung zu hoher Wildbestände eine neue Brisanz“, erläutert er weiter. „Die Wiederbewaldung mit an die veränderten Bedingungen angepassten Baumarten können wir nur stemmen, wenn sich die Beeinträchtigungen durch Wildverbiss in engen Grenzen halten. Außerdem wollen wir natürlich einen möglichst hohen Beitrag zur Vermeidung von Schwarzwildschäden auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen leisten.“

Waldbesucher bittet das Forstamt dringend, an den Jagdtagen die betroffenen Waldgebiete zu meiden, die Absperrungen an den Waldwegen zu beachten und Hunde an die Leine zu nehmen. Wer gesperrte Wege und Flächen betritt, setzt sich nicht nur einer erhöhten Gefährdung aus, sondern riskiert auch ein Bußgeld.

Die erste Jagd mit Straßensperrung findet am 05.11.2020 im Westlichen Oberwald statt. Dazu wird die L 3291 hinter dem Abzweig nach Rudingshain bis kurz vor dem Abzweig nach Breungeshain zwischen 10 und 14 Uhr gesperrt und die Umleitungsstrecke ausgeschildert.

Die anderen Jagdtermine mit Straßensperrungen werden jeweils rechtzeitig vorher ebenfalls bekanntgegeben.

Quelle: HessenForst, Forstamt Schotten, Bereichsleiter Dienstleistung/Hoheit


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