Mystische alte Heilpflanze als Adventsschmuck

Mittwoch, den 14. Dezember 2022 um 12:44 Uhr Gut zu wissen - Baum Lobby
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Weithin sichtbar: Typische Mistelkugeln im kahlen Baum (c) HESSENMAGAZIN.de
Weithin sichtbar: Typische Mistelkugeln in kahlen Bäumen (c) HESSENMAGAZIN.de

[Hessen]  Misteln sind in der Weihnachtszeit mittlerweile auch bei uns eine beliebte, trendige Dekoration. Die straußartig wachsenden Pflanzen werden gern über Türrahmen gehängt. Nach einem altem Brauch aus England und den USA soll ein Kuss unter dem Mistelzweig für Liebesglück sorgen. Die Mistel war bei den Germanen und Kelten eine verehrte, seltene Pflanze und ihr wurden nicht erst seit Asterix und Obelix Heilkräfte zugeschrieben. Zu Dekorationszwecken kauft man am besten heimische Mistelzweige von Streuobstwiesen mit Apfel- oder Birnenbäumen.

Misteln stehen nicht unter Naturschutz

Fremde Grundstückseigentümer müssen um Erlaubnis gefragt werden, wenn man selbst Misteln schneiden möchte. Auf dem eigenen Gelände kann man sie ganzjährig ernten. Damit wird die Vitalität der Bäume erhalten.

„Die Pflanzen leben als Halbschmarotzer und entziehen dem Wirt mit ihren Saugwurzeln Wasser und Nährstoffe. Besonders gefährlich wird es für Bäume, die nicht regelmäßig gepflegt werden“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen Für die Streuobstwiesen in Hessen sind Misteln inzwischen zum massiven Problem geworden. Besonders häufig betroffen sind Apfelbäume. „Seit einigen Jahren beobachten wir zunehmend Mistelbefall auch an Birnen“, so Eppler.

Verbreitung der Mistel

Die Laubholz-Mistel (Viscum album) wächst als zweihäusige Pflanze (männliche und weibliche Pflanzen) auf Obstbäumen (vorrangig Apfel, aber auch Birne), sowie an Laubgehölzen wie Pappel, Weide, Birke, Hasel, Robinie, Linde und Ahorn. Mit den länglichen, immergrünen Blättern und den runden weißen Beeren fällt sie vor allem auf winternackten Bäumen auf, wo sie weithin sichtbare Kugeln bildet.

Mistel- , Sing- und Wacholderdrosseln naschen gern von den Beeren, aber auch andere Vögel wie Stare, Kernbeißer oder Rabenvögel. Zur Vermehrung der Mistel hat sich die Natur einen ganz besonderen Trick ausgedacht: Ihre weißen Früchte sind so klebrig, dass ein Teil davon an Vogelschnäbeln haften bleibt. Wetzen sie ihren Schnabel an einem Zweig oder Ast, kleben die Mistelsamen an der Rinde des künftigen Wirtsbaumes fest.

So kann sich die Mistel über mehrere Kilometer verbreiten. Treibt dann der Samen aus, bildet sich zunächst eine Haftscheibe, um der Jungpflanze Halt zu garantieren. Die Saugwurzeln bohren sich in die Rinde des Wirtsbaumes ein, um dessen Leitungsbahnen zu erreichen.

Die Mistel zapft als Halbschmarotzer Wasser und Mineralstoffe ab, die der Baum aus der Erde zieht, betreibt selbst aber auch noch Photosynthese. Sie wächst eher langsam, erst im zweiten Jahr bildet sich der erste verzweigte Spross mit ledrigen Laubblättern. Bis die Pflanze ihre typische kugelige Form erreicht, vergehen viele weitere Jahre.

Gut zu wissen

Als Ursachen für die Ausbreitung der Mistel sehen NABU-Experten vor allem die unregelmäßige Pflege von vernachlässigten Streuobstwiesen, wo sich der Halbschmarotzer stark vermehrt und sich von dort aus weiter in der Umgebung verbreitet. Daneben begünstigen lange Trockenphasen wie in den letzten Jahren und der daraus resultierende Stress für die Obstbäume auch die rasche Ausbreitung von Misteln.

Quelle Text: NABU Landesverband Hessen e.V.