Sensenmänner und -Frauen: Wenn echte Vogelsberger loslegen, dann richtig

Freitag, den 28. Juni 2019 um 09:42 Uhr VB - Der Vogelsberg ist Kult
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Eine Wiese wird auf traditionelle Weise mit der Sense gemäht (c) HESSENMAGAZIN.de
Eine Wiese wird auf traditionelle Weise mit der Sense gemäht (c) HESSENMAGAZIN.de

[Hoher Vogelsberg] Es fing vor ein paar Jahren in dem kleinen hessischen Mittelgebirge Vogelsberg mit dem Naturschutzgroßprojekt "Chance.NATUR" an. Diese von der Bundesregierung explizit geförderte Mehrjahresaktion machte nach und nach klar, was - wie -  wo hier in der Natur geschützt, gepflegt und unbedingt erhalten werden muss. So wurden u. a. die besonderen "mageren" Berg-Wiesen wiederentdeckt, die nicht gedüngt und selten gemäht werden, so dass sie genau dadurch eine besondere Artenvielfalt hervorbringen.

Plakatwerbung für die Veranstaltung (c) HESSENMAGAZIN.de
Plakatwerbung für die Veranstaltung (c) HESSENMAGAZIN.de

Pfiffig, wie die Vogelsberger sind, suchten ein paar Mitarbeiter vom Landratsamt bald schon Unterstützung zur Bekanntmachung dieser "Bergmähwiesen". Und so klinkten sich im Verlauf weniger Jahre in das - jetzt medienwirksam umbenannte - Grünland-Thema einige bekannte Wirtschaftsunternehmen ein. Mit der "Nachhaltigkeitsinitiative Nähe ist gut" konnte nun sogar eine Agentur aus dem fernen Taunus eingeschaltet werden, die vom Schreibtisch aus Vermarktungsideen produzierte. Da mussten dann ein Wanderpfad, hübsche Heukissen, Feste und Meisterschaften her.

Johannisfest in Herchenhain mit Regiomarkt und Maschinenausstelltung (c) HESSENMAGAZIN.de
Volksfest in Herchenhain mit Regiomarkt und Maschinenausstelltung (c) HESSENMAGAZIN.de

Die Vogelsberger griffen diese Ideen (bis auf die Kissen) begeistert auf und machten eine richtig große Sache daraus. Ihr inzwischen von einem Wanderinstitut zertifizierter "Bergmähwiesenpfad" in Grebenhain ist auf dem besten Wege, ebenso bekannt zu werden wie einst der Vulkanradweg. Und zum 660. Johannismarkt 2019 in Herchenhain setzten die örtlichen Organisatoren, die Johannismark GbR, noch eins drauf.

Zuschauer an einer Bergmähwiese in Herchenhain (c) HESSENMAGAZIN.de
Zuschauer bei der Sensenmeisterschaft an der Bergmähwiese in Herchenhain (c) HESSENMAGAZIN.de

Indem sie sich auf die Fähigkeiten ihrern Altvorderen besannen, riefen sie für den Sonntag ihres traditionell mehrtägigen Festes nicht nur eine Apfelweinwanderung, zwei Partys und eine Sensenmeisterschaft aus, sondern krönten zudem noch ihre erste Bergmähwiesenkönigin: Sonja I. (Sonja Weck).

Begutachter der gemähten Areale: Wer arbeitete am schnellsten und besten? (c) HESSENMAGAZIN.de
Begutachter der gemähten Areale: Wer arbeitete am schnellsten und besten? (c) HESSENMAGAZIN.de

Die regionalen Medien übertrafen sich beim Berichterstatten und Osthessen-News schickte dem Fernsehen zudem für die abendliche Hessenschau einen kleinen Videobericht. Da war von einer "Scharfen Sache", "Schnittigem Spektakel" und "Blitzblankem Stahl" die Rede und jeder, der etwas darüber wissen will, ist inzwischen informiert :-)

Stürmischer Beifall für die Lokalmatadoren der 1. Hessischen Sensenmeisterschaft

Jubel und Klatschen im Festzelt voller Fans (c) HESSENMAGAZIN.de
Jubel und Klatschen im Festzelt voller Fans (c) HESSENMAGAZIN.de

17 + 4 Teilnehmer / -innen waren im Schweiße ihres Angesichtes auf abgesteckten Arealen am Sonntagnachmittag mit ihren Sensen unterwegs. Über eine Lautsprecheranlage kommentierte ein Sprecher die Fortschritte. Dadurch wurde das zahlreich herbeigeströmte Publikum prima unterhalten und blieb gerne bis zum Schluss, als alle Platzierten sowie die Sieger vom bestens gelaunten Bürgermeister Sebastian Stang geehrt wurden.

Otto, über 80 Jahre alt: Auch der älteste Teilnehmer wurde ausgezeichnet (c) HESSENMAGAZIN.de
Otto, über 80 Jahre alt: Auch der älteste Teilnehmer wurde ausgezeichnet (c) HESSENMAGAZIN.de

Einer seiner oft verwendeten Hinweise war: "Am Schnittbild muss noch gearbeitet werden..." Tja, wo er Recht hat, hat er recht: Den ersten Preis bei den vier Damen räumte eine Büdingerin aus dem Wetteraukreis ab, und der Beste aller Männer war ein professioneller Sensenlehrer aus Schöllkrippen in Bayern...

Alle Beteiligten auf der Bühne im Festzelt mit Königin und Bürgernmeister (c) HESSENMAGAZIN.de
Foto fürs Album: Alle Beteiligten auf der Bühne im Festzelt mit Königin und Bürgermeister (c) HESSENMAGAZIN.de


Entdeckt: Ein Wermutstropfen bei aller Fröhlichkeit

Fotograf und Drohnenpilot: Im Vogelsberg unterwegs zum Ablichten von Land und Leuten (c) HESSENMAGAZIN.de
Fotograf und Drohnenpilot in Herchenhain: Im Vogelsberg oft unterwegs zum Ablichten von Land und Leuten (c) HESSENMAGAZIN.de

Der Hoffotograf des Vogelsbergkreises war erneut mit einer nicht angemeldeten Kameradrohne auf einem Fest unterwegs. Die Gefahr eines solchen Flugkörpers wird im Allgemeinen - und von ihm besonders - unterschätzt: Das Gerät ist kein Spielzeug, auch wenn es frei verkäuflich ist!

Corpus Delicti: Die Kamera-Drohne fliegt über der Fest- und Aktionswiese in Herchenhain (c) HESSENMAGAZIN.deSeit 2017 gilt in Deutschland eine verpflichtende Drohnen-Verordnung - Flyer des Bundesministerieums für Verkehr und digitale Infrastruktur <-KLICK.

Abgesehen von einem Kenntnisnachweis (~ Flugschein) ab 2 Kilo Gewicht, muss beim Überfliegen eines Grundstückes grundsätzlich die Genehmigung des Besitzers vorliegen. Dazu kommt, dass auf dem Herchenhainer Fest kein Hinweis dem von oben gefilmten Publikum verdeutlichte, wie seine Persönlichkeitsrechte verletzt wurden. Niemand weiß jetzt, wofür und wo die Aufnahmen verwendet werden -  oder konnte sich vorher etwa dagegen verwahren.

Auf Nachfrage von uns beim "Piloten" - auch nach der Kennzeichung des Gerätes - gab es nur patzige Antworten. Selbst unsere nun schon zweite Mahnung an ihn, dass das Überfliegen von Menschenansammlungen und Naturschutzgebieten verboten ist, wurde mit frecher Ignoranz quittiert.

Mehr zum Thema Drohnen: HIER <-KLICK.

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de


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